Buchholz unter dem Schutz einer Motorspritze.

Der 13. Mai war für das Feuerlöschwesen der Stadt Buchholz ein bedeutsamer Tag. An ihm erhielt die Freiwillige Feuerwehr die von ihr seit Jahr und Tag so sehr erwünschte Motorspritze. – Immer mehr hat sich auch anderenortes die Tatsache erhärtet, daß eine wirksame Bekämpfung größerer und großer Brände mit den seitherigen Lößmitteln unserer Wehren nicht mehr erfolgreich durchgeführt werden kann. Sehr oft verlangen das Vorhandensein gefährlicher Vorräte an Waren, Materialien, Erntevorräten usw. usw., sowie das Eintreten heftiger Winde oder Stürme u. a. m. ein schnelles Löschen der Brände, zumal dann, wenn auch noch dazu kommt, daß dieselben in alten Gebäuden entstanden sind und das Feuer die Nachbarhäuser stark bedroht. Ein Radikalmittel hierfür bilden einzig und allein die modernen Motorspritzen, die in der Lage sind, ungeheure Mengen von Wasser über die Brandobjekte auszuschütten. Gerade wieder die letzten größeren Feuer in Buchholz haben diese Tatsachen erwiesen, sodaß man mit immer größerem Nachdruck die Anschaffung einer Motorspritze betrieb. Nachdem der Hausbesitzerverein in vorbildlicher Hingabe den Betrag von 3000 M als zinsloses Darlehen zur Verfügung gestellt hatte, war man der Möglichkeit der Beschaffung einer derartigen Spritze so nahe gerückt, daß die Stadt nunmehr an den Kauf gehen konnte, nachdem durch Vorführungen festgestellt war, für welche Spritze man sich entscheiden wollte. Einmütig hatte man sich dabei für die bekannte und überall so sehr bewährte „Siegerin II” der Firma Flader in Jöhstadt entschlossen, die nunmehr am vorigen Sonntag in Buchholz eintraf. Herr Bürgermeister Schimpf übergab die Motorspritze der Wehr, deren Kommandant, Herr Burkhardt, dieselbe mit Dankesworten an die Stadtverwaltung übernahm. Dieser Akt der Übergabe ist von uns in der „O. Z.” eingehend geschildert worden. Beistehendes Bild zeigt die Ankunft des aus diesem Anlaß stattgefundenen Festzuges am Feuerwehrdepot, wo die Spritze ihre Unterkunft fand. Am Montag bereits wurde die erste Übung mit derselben abgehalten.

Der Festzug nach dem Depot. (Photo von W. Weißgärber)

Die Leicht-Motorspritze „Siegerin”

ist eine äußerst zuverlässige und überaus leistungsfähige kleine Motorspritze, welche trag- und fahrbar an jede noch so unzugängliche Wasserentnahmestelle herangeschafft werden kann. Sie ist besonders für bergiges Gelände geeignet, da sie infolge ihrer Bauart leicht und bequem transportabel ist. Dank der Ausrüstung mit Schlittenkufen kann sie im Winter auch als Schlitten transportiert werden oder man kann das Gerät auch über Abhänge und Böschungen gleiten lassen. Infolge des geringen Gewichtes kann sie auch bequem von 2 Mann getragen werden. Das Aggregat besteht selbst aus einem Zweizylinder-Viertakt-Motor mit Wasserkühlung. Die Feuerlöschpumpe ist eine Flader-Hochdruck-Zentrifugalpumpe, welche in den Werkstätten der Firma Flader selbst hergestellt wird. Die „Siegerin” wird in zwei Größen hergestellt, und zwar Größe I mit einer minutl. Wasserlieferung von 420 Litern bei 60 Meter Förderhöhe und ca. 700 Litern bei freiem Auslauf, Größe II mit einer minutl. Wasserlieferung von 600 Litern bei 60 Meter Förderhöhe und ca. 900 Litern bei freiem Auslauf. Die nach Buchholz gelieferte „Siegerin” ist eine Größe II. Mit dieser Maschine kann ein- bis vierstrahlig gespritzt werden und ist es möglich, aus freien Gewässern zu arbeiten, sowie auch vom Hydranten zu spritzen. Bei letzterem wird der Wasserleitungsdruck bei Einschaltung der Motorspritze wesentlich verstärkt. Der Höchstdruck der Pumpe beträgt bis 13 Atm., sodaß auch ein erfolgreiches Arbeiten bei langen Schlauchvorlagen und Überwindung größerer Höhenunterschiede gewährleistet ist.

Die Motorspritze auf dem Zweiradwagen.

Der zweirädrige Transportwagen ist ausgestattet mit Eichenholzrädern mit Rollenlagern, Vollgummibereifung und Kotflügel. Auf zwei Schlauchhaspeln können die erforderlichen Druckschläuche mitgeführt werden, wie auch für die Mitnahme der Saugschläuche, Verteilungsstücke und Strahlrohre in zweckentsprechender Weise gesorgt ist.

Die abgeprotzte Spritze (von vorn gesehen) mit dem 2-Zylindermotor.

Das Ab- und Aufprotzen der Spritze kann leicht und bequem von einem Mann ausgeführt werden. Es ist ferner die Möglichkeit gegeben, mit der Spritze vom Wagen herab arbeiten zu können, sodaß bei günstig gelegenen Wasserentnahmestellen nicht immer abgeprotzt zu werden braucht.

Da eine federnde Anhängervorrichtung vorhanden ist, kann die „Siegerin” auch an jeden Kraftwagen angehängt werden.

Bisher sind über 500 „Siegerin” nach dem In- und Ausland geliefert, und ist nachweisbar die „Siegerin” die weitverbreitetste Leichtmotorspritze.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 21 – Sonntag, den 20. Mai 1928, S. 1 – 2.