Zwischen Kätchenstein und Katzenmühle (2)

Alte Buchholzer Sagen in neuem Gewand.

Guido Wolf Günther.

(Schluß.)

Ein lustig Stücklein vom Teufel und von „Müllerkatzen“.

Und wenn auch St. Katharinen unwillig ihre spitzige Haube schüttelt, daß der Kirchturmhahn vor Angst mit den Flügeln schlägt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, ich erzähle das Stücklein doch:

War da der wohlehrsame Müllersmann Peter Mönch, dem die Sehma Mühlrad und Geldfüchse wacker laufen ließ. Sollte vielleicht ein wenig mehr auf seiner Mahlkunden Vorteil sehen, der gute Peter, und ein großes Teil weniger auf seine eigene Kornlade! Doch da es Brauch so war in jeder Mühle, so saß auch in jeder Mühle ein Teufel, klein oder groß, je nach des Müllers Sinn; denn wo ein Quentlein Sünde nur getan wird, sitzt auch schon ein Teufel, um auszutreiben, daß Beelzebubs Reich immer größer werde. Saß also auch in Peter Mönchs Hauswesen solch rußschwarzer Teufelsbraten und ließ sich’s wohl sein im warmen Eselstall, dieweilen die armen Grautiere im Sackschuppen vor Kälte hätten Schuhplattler tanzen mögen, wenn’s den damals schon gegeben hätt‘!

Kommen da von ungefähr ein Rudel Polaken mit Dudelsack und Bärentanz in unser Städtel, ob etwa ein paar Groschen abzuheben wären vom Silbersegen. Doch ehe noch Bub und Mädel zusammengetrommelt sind im böhmischen Viertel nach Sehma zu, da geht ein Platzregen nieder, der selbst Bärenfellen zu dicke kommt. Was ist da viel zu erzählen? Der Peter Mönch muß aus Christenlieb die Polaken beherbergen und schickt die zwei baumstarken Bären-Tanzkünstler ins selbe Ställchen, in dem der Mühlteufel bereits sein Abendnickerchen macht! Das war einem Mühlteufel noch nicht passiert! Zwangseinquartierung und noch dazu von Hagenbeck? Das ging dem schwarzfelligen Höllensohn wider den Strich, dergestalt, daß er wie eine Katze seine Haare sträubte und mit Fauchen und Toben auf die Untermieter losfuhr. Und da sich bloß dumme Menschlein vorm Teufel fürchten, weil sie meist kein sauberes Gewissen haben, so erwarteten denn die wackeren Braunchen den Herrn Zimmervermieter mit stürmischer Herzlichkeit. Gelt, das war ein ander Vergnügen, feige Esel an den Ohren zu zausen, du Teufelsbraten? (Nur Esel sind feige, geschätzte Zeitgenossen!) Jetzt wirst du einmal anders bedient, schwefelnasiger Mühlteufel! Wie lieb sich doch die Bären den neuartigen Fangball zuspielen, und wenn etwas mit Gepolter und Stöhnen kräftig an die Stalltüre fliegt, dann sind es immer nicht die Bären, sondern der „Herr des Hauses“, der sonst was drum gäbe, den passenden Schlüssel zur Tür zu haben! – Bis ihm der ältere Bär auf andere Weise „Luft“ schafft: er drückt ihn erst zärtlich mit etlicher P.-S.-Gewalt an seine warmklopfende Brust und wirft ihn dann, des Spieles müde, mit Schick und Kraft durch’s Stallfenster nach dem Düngerhaufen, wo sich der Schwefelgeruch lieblich mischt mit ländlichen Düften. – Längst zogen die Polaken reich beschenkt von dannen, da trifft der Peter Mönch wieder seinen Mühlteufel, dem seine Wunden just nicht mehr jucken und der gerne warmes Winterquartier wieder bezogen hätte. „Sag‘, Müller, hast du die großen Katzen noch?“ – „Ja, sie haben sogar Junge bekommen! Magst du gern eine?“ – Da hub sich der Teufel fluchend davon und ward nicht mehr gesehen. Der Peter aber wurde ehrlich und gab reichlich Gewicht in Mühle und Backstube, wasmaßen auch heute noch in St. Katharinenberg im Buchenholz die braven Bäcker berühmt sind. –

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 28 – Sonntag, den 11. Juli 1926, S. 2