„Sidonie von Hassenstein” oder „Der Engel von St. Annen”.

Die Darsteller der Schlettauer Aufführung.

Ein neues heimatgeschichtliches Festspiel des bekannten Schuldirektors H. Uhlig in Lauter wurde unlängst, wie die „O. Z.“ eingehend berichtete, in Schlettau vom Allgemeinen Turnverein zur Aufführung gebracht. Die genannte Vereinigung hat sich mit dieser Darbietung ein entschiedenes Verdienst um die Verbreitung erzgebirgischer Bühnenstücke erworben und wurde durch ihre Tat zu einem Pionier Uhlig’scher für unser Gebirge so wertvoller Schriftsteller-Arbeit. Ueber Inhalt und literarischen Wert der „Sidonie von Hassenstein“ haben wir uns an dieser Stelle bereits des Näheren ausgelassen. Die glänzende Aufführung in Schlettau bestätigte abermals unsere diesbezüglichen Urteile. Das Heimatspiel errang sich einen vollen Erfolg und war so auch seinerseits Beweis dafür, wie derartige Stücke im Herzen unserer Gebirgsbevölkerung wurzeln. Bei diesem Stück ist das umso mehr der Fall, als es einmal Geschichtliches und Sage fesselnd verwebt und zum anderen auch mit der durch alle Akte leitmotivmäßig sich hinziehenden Verwendung des Annaberger Bergmannsmarsches, nebst einer großen Anzahl gebirgischer Volkslieder und geistlicher Weisen starke heimatlich-musikalische Anziehungskraft hat. Die Musik stammt, wie berichtet, von Herrn Kantor Junghanns in Schneeberg. — Beistehend bringen wir in verdienter Würdigung der ausgezeichneten Schlettauer Aufführungen ein Bild der vorzüglichen Darsteller des Uhlig’schen Werkes, die durch ihre ungemein charakteristischen Aufführung die Schönheiten des Stückes in hellsten Licht rückten. Von den führenden Rollen bis in die Nebenrollen hinein war jede charakteristisch besetzt und auf das feinste durchgefeilt. Auch die Kostümfrage war historisch treu gelöst. Dazu die besonders hergestellte treffliche Bühnendekoration, bei der die Stadt Annaberg ganz vortrefflich im Hintergrund auf die Leinewand gebracht worden war.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 49 – Sonntag, den 2. Dezember 1928, S. 1