Ein Stadtteil von Alt-Buchholz.

In der Gegend der jetzigen Neugasse vor dem großen Brand im Jahre 1852.

Im Wandel der Zeiten hat sich auch das Städtebild von Buchholz so verändert, daß wir uns bei der Betrachtung des obigen Bildes wohl kaum zurechtfinden können. Durch Alt-Buchholz kann uns nur einer führen, der die alte Zeit mit durchlebt hat. Der auf der Pfarrgasse wohnenden Posamentiermeister Herr Emil Rebentisch, einer, der die Zeit des alten blühenden Posamentierhandwerkes mit erlebt hat, weiß uns von dem vorstehenden Bild sehr interessant zu erzählen. Im Hintergrund sehen wir die alte Buchholzer Kirche. Dort, wo auf dem Bilde das kleine Wasserhäuschen steht, führt heute von Hermann bis Schöniger direkt zur Kirche die Neugasse. Rechts an dem Wasserhäuschen vorbei führt die Katharinenstraße, die links bei der kleinen Freitreppe vorbei sich nach der Karlsbader Straße fortsetzt. Wenn wir uns so orientieren, finden wir uns allmählich doch auf dem Bilde zurecht. Das Haus im Vordergrund rechts ist nach den Mitteilungen des Herrn Rebentisch das Bäcker Hempel-Haus, auf dessen Grund und Boden heute das Gebäude der Schlosserei Leibelt steht. Dahinter – also dort wo das kleine Wasserhäuschen steht – befindet sich das Haus eines Emil Berthold, welches z. Zt. bei dem großen Feuer wie ein Wunder verschont geblieben ist. In Buchholz war zurzeit des großen Brandes starker Wassermangel und ein gewisser Fritz Pilz hat dieses Haus vor dem Feuer gerettet, indem er auf die brennenden Schindeln Jauche aus der Grube schüttete. Das Feuer konnte man in Ermangelung einer Spritze, die es damals noch nicht gab, nur mit Feuerhaken und Feuereimern bekämpfen. Als „Minimax-Ersatz“ sollten bekanntlich in jedem Haus die aus Segeltuch gefertigten Eimer, möglichst mit Wasser gefüllt, bereit stehen. Das Nachbarhaus, welches wir auf unserem Bilde an der linken Seite der Kirche nur mit dem Giebel erkennen, gehörte dem Tischler Schödl, der sich ebenfalls auf geschickte Weise vor dem Feuer wehrte. Er soll die brennenden Schindeln einfach nach außen abgestoßen und fast sein halbes Dach abgedeckt haben. Jedenfalls ist auf diese Weise das Haus s. Zt. stehen geblieben. Das Eckhaus mit der kleinen Freitreppe, welches wir auf dem Bilde sehen, muß man sich auf dem Boden des heutigen Kaufmann-Hauses stehend vorstellen. Das Haus führte den Namen Hachis-Haus und in ihm war das einzige Kolonialwarengeschäft untergebracht, welches z. Zt. in Buchholz existiert haben soll. Gegenüber der Katharinenstraße – also dort, wo heute der „Sächsische Hof“ steht – erblicken wir ganz im Vordergrund links ein Gebäude, welches die alte Burkert-Fabrik darstellt. Wie das kleine Schildchen erkennen läßt, war aber schon s. Zt. in dem Gebäude ein kleiner Ausschank – Reihenausschank, wie man damals sagte – untergebracht. Im alten Buchholz war nach der Erzählung unseres Herrn Rebentisch, dessen Geburtshaus übrigens das damalige Ferdinand Schubert’sche (auf dem Gelände der heutigen neuen Schule) war, ein recht beschauliches Leben. Das Städtebild zeigte wohl nicht so stattliche Bauwerke wie heute, aber es bot dem Beschauer ein Idyll besonderer Art, sodaß selbst ein Maler Ludwig Richter im alten Buchholz wertvolle Motive gesucht und auch gefunden hat. Wir werden darüber später unseren Lesern noch berichten.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 41 – Sonntag, den 10. Oktober 1926, S. 1