Ein Sporttag auf der Willy-Schanze am Bärenstein.

In Oberwiesenthal am vergangenen Sonntag die Sportler des D. T. und in Bärenstein der große, weithin beachtete Sprunglauf um den Pokal der Willyschanze. Zwei sportliche Ereignisse im oberen Erzgebirge also, die aufs neue zeigten, zu welcher Bedeutung für den Wintersport unsere engere Heimat gelangt ist.

Ein Sprung von der Willy-Schanze.

Schon in der Montagnummer der „O. Z.“ haben wir eingehend über den Verlauf beider Veranstaltungen berichtet und mit Freude und Stolz anerkannt, welch beachtliche Leistungen besonders auch in Bärenstein erbracht wurden. Beistehende Bilder versetzen in unsere Leser, in das ideal schöne Sportgelände dort und in die prächtige Winterlandschaft, die sich auf dem und um den Bärenstein, sowie weithin bis ins Böhmerland erstreckte. Sie zeigte sich besonders auch am vergangenen Sonntag in seltener Herrlichkeit, bestrahlt von leuchtender Sonne bis in die späten Nachmittagsstunden hinein.

Als ausgezeichnet und vorbildlich wurde allgemein die vorzügliche Sprungschanze des Bärensteins anerkannt, um deren Anlage sich der Ski-Klub „Christiana“ dort größte Verdienste erworben hat, wie derselbe überhaupt zu einem hervorragenden Vorkämpfer des Wintersportes geworden ist. Mit Begeisterung hat er sich stets für dieses hohe Ziel eingesetzt und schönste Erfolge geerntet. Auch bei den Sprungläufen am 5. Februar durfte er sich dessen rühmen. Weit aus der Umgegend her war man z. T. gekommen, um diesem sportlichen Ereignis beizuwohnen, und bemerkenswerte Resultate wurden erzielt. — Der Favorit des Tages war wiederum der vorjährige Sieger Alfred Körner aus Klingenthal. Er ist erst 21jährig, hat aber trotz seiner Jugend eine fabelhafte Sprungtechnik aufzuweisen, die auch diesmal niemand auszustechen vermochte. Er sprang bis 30 Meter weit, und zwar in geradezu prächtiger Haltung und bei bewundernswertem Aufsprung. Geht er im nächsten Jahr wieder als Sieger hervor, so fällt der Pokal der Willyschanze ihm endgültig als Eigentum zu. Infolgedessen nehmen die nächsten Entscheidungssprungläufe schon jetzt das lebhafteste Interesse in Anspruch. Sein schärfster Gegner war der Leipziger Zachäus (V. f. B. Wintersportabt.), der denn auch als Zweitbester hervorging.

Bärenstein mit Berg.

Herrliche Sportbilder waren es, die sich bei all diesen Sprüngen der gespannten und begeisterten Zuschauermenge boten. Zuerst der hervorragende Probesprung Körners, der sofort mit seinen 30 Metern die beste Tagesleistung brachte. Dann hinter einander, stets durch Hornsignale angekündigt, die Teilnehmer der Konkurrenz. Hei! wie sausten sie durch die Luft, wie in schneidiger Schußfahrt den steilen Hang hinab, um im Telemark oder Christiana zu enden. Aber nur die wenigsten standen. Oft sah das Springen kreuzgefährlich aus. Aber es verlief ohne jeden schweren Unfall. — Die Schanze, die am Osthang des Berges errichtet worden ist, wird durch den Hochwald rechts und links sehr geschützt. Sie ist deshalb den Witterungseinflüssen nicht so ausgesetzt, hat lange und gute Schneelage und einen sehr guten An-, sowie Auslauf. Auch genießt man von ihr aus einen geradezu herrlichen Blick zu Tale und besonders nach jenseits der sächsischen Grenzpfähle. —

Wir beglückwünschen Bärenstein aufrichtig zu solcher Förderung des Wintersportes, dessen Teilnehmer stets auch im wohligen Berggasthaus, sowie in den anderen Gaststätten Bärensteins ausgezeichnete und preiswerte Unterkunft fanden und finden.

Das Unterkunftshaus auf dem Bärenstein.

Beistehend bringen wir bei dieser Gelegenheit auch ein stimmungsvolles Winterbild des bekannten Bärensteiner Berggasthauses, in dem am 4. Februar das gesellige Beisammensein der Wintersportler, wie gemeldet, stattgefunden hat. Über alles Lob erhaben war auch hierbei wieder die ganz ausgezeichnete Bewirtschaftung durch den neuen Bergwirt, Herrn Dotzauer, dessen Verpflegung auch Küche und Keller in weitesten Kreisen gerühmt wird.

Mögen auch diese Zeilen dazu beitragen, daß der Besuch des schönen Bärensteins und seiner gastlichen Unterkunftsstätte ein immer regerer wird. Jeder wird sich gern daran erinnern, dort oben auf einem der schönsten Plätze des Erzgebirges verweilt zu haben.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 7 – Sonntag, den 12. Februar 1928, S. 1 – 2.