Die Schlettauer Kirche (3)

(Nach älteren bis etwa Ende des vorigen Jahrhunderts reichenden Aufzeichnungen.)

(Fortsetzung und Schluß.)

In der alten katholischen Zeit „stand“, wie der Chronist berichtet, „(in der Kirche) ein Altar der heiligen Katharina, dem Christoph Richter in Walthersdorf 100 Thaler vermachte, desgleichen einer des heiligen Kreuzes mit einer ewigen Messe, deren Vorsteher 1524 Leonhard Meder und Enders Kreusel gewesen -.“

Die Kanzel und der Tauftisch.

Die Kanzel weist reiche Schnitzarbeit auf und ist mit „vergoldeten Figuren der vier Evangelisten geschmückt“. Der Schlettauer Bürgermeister Johann Adolf Jungmichel hatte sie 1687 der Kirche geschenkt. Sein Bildnis ist an der Kanzel zu erblicken, dessen Umschrift wie bei dem David Wendler’schen Bild am Altare an den Stifter sowie an das Jahr der Schenkung erinnert.

Der Tauftisch stammt aus dem Jahre 1817. Er wurde anläßlich des dreihundertjährigen Reformations-Jubiläums von der Walthersdorfer Gemeinde beschafft.

Die Orgel, sowie die Organisten.

Die Orgel ist die Stimme der Kirche, bald gewaltig schallend wie das Brausen des Meeres, bald sanft und leise tönend, wie eine Mutter zu ihrem Kinde spricht. — Nach alten Rechnungen soll schon vor dem Jahre 1586 in der Schlettauer Kirche eine Orgel gestanden haben. Organist war damals der Stadtschreiber. 1673 wurde von dem Orgelbauer Tobias Dressel in Falkenstein eine neue achtfüßige Orgel mit 14 Registern aufgestellt. „Der Tischlermeister Christ. Walther hat das Gehäuse schwarz mit Gold staffiert und mit dem Kurfürstlichen und Stadtwappen geziert.“ Die adligen Wappen an der Orgel: W. D. v. E. und C. B. v. C., bezeichnen die Familien von Elterlein und von Carlowitz, die früher hier lebten und sich jedenfalls um den Bau der Orgel verdient gemacht hatten.

Im Jahre 1839 ließ der Kaufmann Zenker „die Orgel blau und weiß staffieren und die Vergoldung erneuern.“ Mit der Zeit wurde jedoch die Orgel unbrauchbar und bei der Renovierung der Kirche in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts durch eine neue ersetzt. Sie wurde vom Orgelbauer Kreutzbach in Borna errichtet und kostete etwa 8000 Mark. „Das nach und nach angesammelte Orgelkastenkapital hatte“, wie der Chronist berichtet, „die Höhe dieser Summe erreicht, so daß die Beschaffung der Orgel keine Schwierigkeiten verursachte. Die Orgel ist ausgestattet mit „22 klingenden Stimmen auf 2 Mannalen und 3 Tuttiregistern.“

Das Organistenamt wurde bis 1777 von dem Stadtschreiber versehen oder sonstigen geeigneten Personen übertragen, wenn der Stadtschreiber nicht die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse besaß. In dem erwähnten Jahre aber wurde das Amt des Organisten von der Stelle des Stadtschreibers getrennt. Der Chronist zählt folgende Organisten auf, die im Laufe der Zeiten die Orgel in der Schlettauer Kirche bedient haben. Vollständig ist die Liste freilich nicht; es sind verschiedene Lücken vorhanden. Auch reicht sie nur bis Ende des vorigen Jahrhunderts. Also:

Nikolaus Richter, Stadtschreibergestorben 1610
Philipp Klein, Stadtschreibergestorben 1618
Georg Bachmeister, Stadtschreiberlebte um 1628
Christoph Nobis, StadtschreiberJahr unbekannt
Daniel Wagner, Stadtschreiberlebte um 1640
Christoph Knorr, Beruf unbekanntlebte um 1670
Daniel Wagner, Stadtschreiberlebte um 1720
Johann Kriepk, Stadtschreibergestorben 1721
Joh. Christ. Homilius, Stadtschreibergestorben 1759
Christ. Gottlieb Löbel, Stadtschreiberlegte sein Amt nieder 1763
Conrad Christian Weise, Vinaktuar in GrünhainJahr unbek.
Johann Christian Petri, StadtschreiberJahr unbekannt

Von ihm berichtet der Chronist folgendes: „Weil er allen Ansprüchen und namentlich der seit 1730 nach der Aufstellung von Homilius getroffenen Bestimmung; daß der Organist bei hohen Festen und Feiertagen bei der Musik zu spielen habe, nicht genügen konnte, so bestätigte das Oberkonsistorium seine Wahl nicht. Er stellte deshalb einen Revers aus, daß er (auf seine Kosten?, könnte auch heißen: für seinen Posten?, diese Stelle in der Chronik ist unklar) jemanden stellen wolle, wenn an Sonn- und Feiertagen Musik gemacht würde, bis er im „Orgelschlagen“ geübt sei.“

Karl Friedr. Blüher, Stadtschr. u. RechtskonsulentJahr unbek.

Ueber ihn schreibt der Chronist: „(Er) verzichtete auf die zeither mit seinem Amte verbunden gewesene Organistenstelle.“ Hiermit scheint die anfangs erwähnte Trennung der beiden Aemter (1771) vollzogen worden zu sein. Jedenfalls finden wir später keinen Stadtschreiber als Organisten mehr.

Christian Gottlieb Nöbel, zeither Bergsteiger in BärensteinJahr unbekannt
Christian August Werner, Schulcollaboratorvon 1778–1820
Friedr. Julius Gündel, Beruf nicht erwähntvon 1820–1830
Friedr. Ernst Alb. Schmidtgen, Beruf n. erw.von 1830–1863
(nur Annahme, da Jahreszahlen nicht angegeben)
G. Gehlofen, Mädchenlehrerseit 1863

Die heiligen Geräte, Kruzifixe, Gemälde und ähnliches.

Ein wertvolles Besitzstück der Kirche ist zunächst ein großer silberner vergoldeter Kelch, „2 Mark 3½ Lot schwer“, mit folgender Umschrift: „Urbana XX be Is“ und „ave maria Ora“. Letztere lateinische Worte könnte man übersetzen mit: Sei gegrüßt, Maria, bete (für uns). Daraus kann man schließen, daß dieser Kelch noch aus der Katholischen Zeit stammt.

Ferner ist ein kleinerer Kelch, 2 Mark schwer, zu erwähnen, geschenkt von „Matthes Wagner und Sein Selige Wathin“.

Außerdem sind bemerkenswert: 2 silberne, vergoldete Hostienteller, 10¼ und 8¼ Lot schwer; 1 runde silberne Hostienschachtel, 1 Mark 2½ Lot schwer, gestiftet von Juditha Tauscher, Pfarrerswitwe in Schlettau, im Jahre 1646; 1 große zinnerne Weinkanne vom Jahre 1764; 1 große zinnerne Taufkanne.

Für den Altar schenkten 1725 Daniel und Juditha Walther 2 zinnerne Leuchter. Das Altarkreuz mit reicher Vergoldung soll nach der Chronik aus dem Ja´hre 1731 herrühren, das Kruzifix neben der Kanzel aus dem Jahre 1834. Letzteres wurde von „August Friedrich Naumann aufgestellt, (gefertigt) von Tischler Zscherner in Annaberg …“ Das schwersamtene Altarkleid ist ein Geschenk des Spitzenhändlers Georg Schreibers im Jahre 1728. Dann wären noch die beiden Glaskronleuchter zu erwähnen, gestiftet von dem Personal der Spinnerei von Naumann.

Wir kommen nun zu den Gemälden. In früheren Zeiten hingen in der Kirche 13 z. T. recht häßliche Oelgemälde. Etwa in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden sie entfernt. An ihre Stelle traten von Widar Ziehnert, dem Sohne des damaligen Schlettauer Pfarrers, trefflich ausgeführte Kopien alter berühmter Gemälde z. B. Leonardo da Vinci’s, Michelangelo’s, Rubens usw. „Diese Gemälde stellen vor: Verkündigung Mariä, Geburt Jesu, Weisen aus dem Morgenlande, Flucht nach Aegypten, der Blinde von Jericho, Jesus und die Samariterin, Einsetzung des heiligen Abendmahles, Kreuzigung und Grablegung Jesu, Jesus als Knabe im Tempel, die Jünger zu Emmaus, der heilige Josef, Jesus segnet die Kinder“.

Vergessen möchte ich auch nicht die „Gedenktafeln“ (soll wohl heißen: Gedenktafel?) für die 4 aus der Parochie im deutsch-französischen Kriege Gefallenen in der Kirche. Diese Tafeln wurden aus Zöblitzer Stein gefertigt und am 26. November 1871 bei dem Gottesdienste geweiht. Der Militärverein zog mit umflorter Fahne in die Kirche und Kaufmann Hermann Naumann, dessen Sohn Ernst gefallen war, bekränzte die Tafel.“

Landbesitz der Kirche sowie Legate.

Die unter dem Namen der Koppenfelder der Kirche gehörigen Grundstücke legen an der böhmischen Straße. Sie „sollen von einem Bürger namens Koppe legiert sein. 4 Koppen waren für die Kirche, 1 Koppe für den Pfarrer und 2 Koppen für den Rektor bestimmt. „Der Pfarrer genießt außerdem von jedem Koppen den Dezem: 9 alte Dresdener Metzen oder 50 Scheffel Haferaussaat“. Die Fläche des Pfarr- und Kirchenlehns beträgt „4526,02 Steuereinheiten“.

„1806 vermachte Erbbegüterter Christian Hofmann in Walthersdorf und ansässiger Bürger in Schlettau laut Testament der Kirche zur Bestreitung ihrer Ausgaben ein Kapital von 50 Reichsthalern. Adolf Heinrich Schlegel in Freiberg hat am 8. März 1861 zur Erinnerung an seinen Lehrer – den Pastor M. Karl Christian Herrmann in Schlettau, ein Kapital von 3000 Reichsthalern – legiert. Dasselbe ist von der Kirche zu verwalten, und die Zinsen werden zu 5/6 einem armen, würdigen Konfirmanden zur Erlernung eines Handwerks und 1/6 dem Pfarrer und dem Kirchenvorsteher zu gleichen Teilen ausgezahlt.“

Schlußworte.

Ich habe die Geschichte der Schlettauer Kirche nur bis zum Ausgange des vorigen Jahrhunderts dargelegt, ebenso alle bemerkenswerten Tatsachen, die mit ihr in näherer oder weiterer Beziehung stehen. Soweit nur reichen nämlich die Aufzeichnungen, die ich meinen Ausführungen zu Grunde gelegt habe. Ueber die spätere Entwicklung werden meine Schlettauer Leser besser Bescheid wissen als ich.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 17 – Sonntag, den 24. April 1927, S. 2