Chronikalisches aus Bärenstein und Stahlberg.

Wie unsere alten Kirchenbücher ausweisen, ist die Gemeinde Bärenstein einen Zeitraum von 30 Jahren hindurch (etwa 1625-1655) in unsere Kirchgemeinde eingepfarrt gewesen. Pf. A. Schultze schreibt hierüber in seiner Chronik folgendes: Das Dorf Bärenstein soll von 1526 an durch Annaberger Bürger angelegt worden sein. Dasselbe hielt sich, da Weipert evangelisch-lutherisch geworden war, zunächst zur dortigen Kirche, nach dem Ausbruche des 30jährigen Krieges aber zu unserer. Im Taufregister von 1625 folgen, nachdem die hiesigen Kinder bis zum 30. Dezember eingetragen sind, unter der Bemerkung: „Anno 1625 von Beerenstein tauffen lassen“, 2 Kinder von dort, die am 7. September und 31. Dezember hier getauft worden sind, 1626 wieder 3, die mit Kindern von Weipert auf denselben Seiten stehen, 1627-1655 aber mitten unter den hiesigen Kindern alljährlich mehrere, 1655 z. B. noch neun. 1634 sind auch 2 Kinder von Kühberg hier getauft. Getraut wurden 1625 bereits 3 Paare aus Bärenstein, denen viele folgen, bis 1656 das letzte Paar nach hier aufgeboten, Sonntag Miseric. Dom. aber „am Beerenstein in der neu erbauten Kirchen daselbst als die ersten Eheleute copulirt“ worden sind. Von einem 1639 in Bärenstein verstorbenen Junggesellen Himmelreich ist eingetragen worden: „ist auf dem Gottesacker zum Weipert begraben worden; man hat ihm aber zu seinem Ehrengedächtniß hier in unserer evangelischen Kirche, weil er oft in ihr Trost aus Gottes Wort geholt und seine Seele hat speisen und tränken lassen im heiligen Abendmahle mit dem wahren Leibe und Blute Jesu Christi, eine Leichenpredigt gehalten.“ Auf ganz dieselbe Weise sind 14 Tage später die Mutter desselben, 1641 ein Junggesell und 1645 2 Brüder, die in ihrer besten Blüte starben, bestattet worden. 1650 ist ein Steiger von dem Bergwerke St. Georg am Bärenstein und 1655 ein Jahrkind von Bärenstein, 1654 auch eins von 2 Jahren und 1655 sogar ein ungetauftes Kind unter Zustimmung des Pfarrers von Weipert auf dem hiesigen Gottesacker beerdigt worden.

Im besonders nahen Parochialverbande mit uns hat „am Stahlberg“ gestanden, wovon wir am Stahlberger Kirchsteige noch ein Erinnerungszeichen haben. Denn von da haben die Einwohner, unter ihnen viele Exulanten, nicht bloß die Taufen und Trauungen hier begehrt, sondern auch ihre sämtlichen Leichen. Auch haben sie sich, als 1655 die Kirche zu Bärenstein eingeweiht war, noch nicht zur Trennung von uns entschließen können, da erst zu einem Taufeintrage vom 10. August 1657 bemerkt ist: „Der letzte von Stahlberg; haben sich nachgehends am Bärenstein gutwillig eingepfarrt“ und Gestorbene noch bis zum 26. März 1658 hier begraben sind.“

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 17 – Sonntag, den 24. April 1927, S. 3