Der Flugzeugabsturz bei Gelenau.

Wie die „O. Z.“ bereits am 1. Osterfeiertag durch Sonderblätter mitteilen konnte, hatte die für den ersten Ostertag vorgesehene große Flugveranstaltung auf dem Cunersdorfer Flugplatz ein vorzeitiges jähes Ende dadurch gefunden, daß eines der betreffenden Flugzeuge in der Nähe von Gelenau abstürzte, wobei der Fallschirmpilot Unger den Tod fand.

Alle Vorbereitungen für den Flugtag waren getroffen, und nur das Wetter hatte den eingetretenen Schneefall bereits seinerseits ein Fragezeichen hinter die Möglichkeit der Abhaltung der Flüge gemacht. Doch deutsche Piloten kennen keine Witterungshemmnisse! Und so hatten sich denn am Sonnabend von Chemnitz her drei Leipziger Flugzeuge auf den Weg in das Gebirge aufgemacht. Sie sollten aber ihr Ziel nicht erreichen.

Der Leipziger Pilot Erich Henzel hatte mit seinem Sportflugzeug D 1044 die Spitze genommen. Er war den andern Flugzeugen etwa einen Kilometer voraus. Als Begleiter hatte er den Fallschirmspringer Unger bei sich, der vor ihm saß. Beim Ueberqueren der Straße geriet die Maschine in ein plötzlich eintretendes Schneegestöber. Die Flocken wirbelten so dicht, daß man kaum zehn Meter weit sehen konnte. In 700 Meter Höhe versuchte Henzel, an dem Wetter vorbeizukommen. Das Flugzeug wurde jedoch von einer Böe erfaßt, in die Höhe geschleudert und gleich darauf mit großer Heftigkeit nach unten gerissen. Dem Führer gelang es, das Flugzeug in etwa 200 Meter abzufangen. Beim Versuch der Landung wurde die Maschine kurz vor dem Aufsetzen auf dem Boden erneut von einem Windstoß gefaßt und mit großer Gewalt zur Erde geschleudert. Der Motor bohrte sich tief in den Boden ein. Hierbei wurde der zunächstsitzende Unger sofort getötet. Henzel, der auf seinem Sitz angeschnallt war, wurde aus der Befestigung herausgerissen. Er zog sich außer verschiedenen Quetschungen und einer Armauskugelung eine Gehirnerschütterung zu. H. konnte sich aber noch aus den Trümmern befreien, brach jedoch nach wenigen Schritten bewußtlos zusammen.

Nach dem Urteil von Sachverständigen hat der erst 19½ Jahre alte Flugzeugführer während des Absturzes außerordentlich geistesgegenwärtig gehandelt. Es gelang ihm noch, die Zündung und Benzinzufuhr abzustellen, wodurch ein Brand des Flugzeuges verhindert wurde. Vielleicht wäre es ihm auch noch gelungen, die Maschine sicher zu landen, wenn nicht die Steuervorrichtung abgebrochen wäre. Henzel wurde dem Stadtkrankenhaus in Thum zugeführt. Es besteht bei ihm keine Lebensgefahr. Die Leiche Ungers ist nach Leipzig gebracht worden.

Nach fachmännischem Urteil dürfte das Unglück lediglich auf höhere Gewalt zurückzuführen sein. Die behördliche Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen.

Das Unglück fand statt in der Nähe des Forsthauses an der Straße Thum-Gelenau, auf der sogenannten Gelenauer Höhe.

Die beiden anderen Flugzeuge waren inzwischen nach dem Chemnitzer Flughafen zurückgekehrt.

Mit dem flugsport-freundlichen Erzgebirge hat man allenthalben dieses katastrophale Ereignis auf das lebhafteste bedauert und dem tragischen Ende des bekannten mutigen Fallschirmpiloten Unger die lebhafteste Teilnahme entgegengebracht.

Das zertrümmerte Flugzeug.

Von dem zertrümmerten Flugzeug bringen wir vorstehend eine Originalaufnahme, die die vernichtende Stärke des Sturzes deutlich vor Augen führt.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 17 – Sonntag, den 24. April 1927, S. 1