Die große Rote Kreuz-Übung in Mittweida-Markersbach.

Foto: Erich Meiche, Annaberg, Buchholzer Straße 27

Wie bereits vor Tagen in einem ausführlichen Artikel von uns berichtet wurde, fand in Mittweida-Markersbach eine große Rote-Kreuztagung der 7. Inspektion statt, an der die Kolonnen Annaberg, Buchholz, Scheibenberg, Schlettau, Elterlein, Bärenstein, Crottendorf, Cranzahl, Raschau, Mittweida-Markersbach usw. teilnahmen. Die Tagung war verbunden mit einer Uebung großen Stiles.

Der Uebung lag die Annahme zugrunde, daß von einem Personenzuge, der stark mit Ausflüglern besetzt war, die letzten drei Wagen sich abgetrennt hatten und die steile Böschung am Westabhang der bekannten großen Eisenbahnbrücke dort herabgestürzt sein. Die Sanitätskolonnen Mittweida-Markersbach hatten unter der Führung ihres Vorsitzenden, des Herrn Bürgermeister Bretschneider, die Anlage für die Uebung ausgezeichnet vorbereitet. Die abgestürzten drei Wagen waren, hergestellt aus Pappe und Holz, in natürlicher Größe vorhanden. In ihnen befanden sich 70 Verletzte.

Sofort nach dem angenommenen Absturz wurden die Kolonnen von Mittweida-Markersbach und Umgegend alamiert. Dieselben waren schnell zur Stelle und legten sofort Hand ans Werk. Die entfernteren Kolonnen kamen in Autos herbei. Zunächst ging man daran die abgestürzten Wagen mit Axt und Säge zu öffnen, um den Insassen schnellstens Hilfe zu bringen. Schleunigst wurde ein großes Verbandszelt errichtet, in das die Verletzten gebracht wurden. Alles griff vorzüglich ineinander. Unter der Leitung der Kolonnenärzte wurden die Verwundeten soweit wie möglich an Ort und Stelle in erste Behandlung genommen. Zunächst erfolgte der Transport zum Zelt, von wo nach Anlage bezw. Erweiterung der ersten Verbände der Transport nach dem „Goldenen Hahn“ erfolgte. Dort befand sich der Hauptverbandsplatz. Auf Grund der Annahme hatte man 30 Schwerverletzte zu behandeln, die auf Tragbahren zunächst in Lastautos geschafft wurden, mit denen man sie nach dem Bahnhof transportierte. Dort hatte man inzwischen einige Eisenbahnwagen für sie bereitgestellt und entsprechend eingerichtet. Hierzu gehörte vor allem die Anbringung hängender Tragen. Unterdessen erfuhren auch die 40 Leichtverletzten sorgsamste und kundige Behandlung. Die Schwerverletzten wurden nach Zwickau in das Kreiskrankenstift geschafft. – Zwei Stunden lang währte so die ganze Uebung, die aufs neue bewies, wie das Rote Kreuz auch nach dem Kriege seine hohen schönen Aufgaben weiterverfolgt und mit Eifer und Erfolg ausgebaut hat, so daß seine Kolonnen jederzeit schlagfertig im Dienste der Hilfsbereitschaft für den Nächsten stehen. An der Uebung nahmen gegen 300 Kolonnenmitglieder teil, die mit 44 Tragen ausgerüstet erschienen. Außerdem beteiligten sich an der Tagung weitere 150 Mann.

In der anschließend im „Goldenen Hahn“ durch den Bezirksinspizienten Sanitätsrat Dr. Kay-Wolkenstein abgehaltenen Kritik konnte mit Recht betont werden, daß die Uebung tadellos gelungen sei, was auch der Vorsitzende des Landesvereins Geh.-Rat von Bose freudig bestätigte.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 38 – Sonntag, den 2. Oktober 1927, S. 1