Die bergmännischen Werkzeuge und sonstigen Einrichtungen in früherer Zeit.

Im Jahre 1497 findet man schon Spuren von den Kunstgezeugen in der Schneeberger Gegend. 1504 bestand ebenda der erste bekannte Pferdegöpel, 1512 führte Sigismund von Maltitz auf Dippoldiswalde die nassen Pochwerke zuerst daselbst ein. Seit 1529 waren gedruckte Ausbeutebogen, seit 1533 sind Anschnittzettel statt der Kerbhölzer üblich. 1550 wurden die Stangenkünste eingeführt, 1551 die Bergquartale statt der vorherigen Drittale, mit Ausschluß des Obererzgebirges, wo man schon seit 1477 nach Quartalen rechnete. Im Jahre 1555 wurde das Rohschmelzen erfunden; in die Jahre 1540 bis 1560 fällt die Aufkunft der Blaufarbenwerke. Im Jahre 1561 nahm die Stollnmaurung ihren Anfang, 1567 die Grubenmaurung durch den Bergmeister Martin Planer in Freiberg. Vom Jahre 1578 schreibt sich die Anordnung des Gebets auf den Gruben her. 1613 wurde das Sprengen mit Pulver eingeführt. Seit 1649 stiftete man Quartal-Bergpredigten. In den Jahren 1710 – 1717 wurde die General-Schmelz-Administration eingeführt. Mit dem Bergbohren machte man damals die ersten bekannten Versuche. 1731 schaffte man beim Rechnungswesen die Meißnischen Gulden ab. 1765 ist die Freiberger Bergakademie gegründet worden. Im Jahre 1768 ward das Tragen der Berguniform verordnet und 1788 die Einführung der Amalgamation versucht.

Der erzgebirgische Bergstaat zerfiel am Anfange unseres Jahrhunderts in das Oberbergamt und in das Oberhüttenamt zu Freiberg. Unter ersterem standen die Oberzehnter- und Austeilämter in Freiberg und im Obergebirge, wo wir finden die Bergämter Annaberg, Geyer, Ehrenfriedersdorf, Johanngeorgenstadt mit Schwarzenberg und Eibenstock, Marienberg, Scheibenberg mit Oberwiesenthal.

Außer den Steigern gibt es: Kunstarbeiter, Ganghäuer, Helfersknechte, Zimmerlinge, Doppelhäuer, Lehrhäuer, Siebsetzer, Treibeleute, Haspelmeister, Nachtpocher, Gruben-, Wasch- und Scheidejungen. Eine Schicht umfaßt 4, 6 oder 8 Stunden. Im Annaberger Bergamte gab es 5 Schichten die Woche, weil Sonnabend frei war.

Die Häuerglocke forderte zum Anfange auf. Seit 1595 wurde im Hut- oder Zechenhause vor Beginn Betstunde gehalten. Im Huthause wohnt der Steiger, der das Werkzeug bewahrt.

Ist ein Arbeiter alt oder krank, so heißt er bergfertig. Die Büchsenpfennige fließen in die Knappschaftskasse.

Ehemals gab es in jedem Bergamte einen verpflichteten Rutengänger. Für die Bergleute sind auch Getreidemagazine angelegt worden. Sie sind frei von allen Abgaben.

Schon der Bergknabe vom 6. Jahre an kennt und übt den Fleiß als eine der ersten Tugenden, und dadurch wird sie dem Bergmanne gleichsam zur andern Natur. Die Poch- und Scheidejungen müssen bei Karbatschenstrafe oder Vogelbolzen täglich ihre bestimmte Zahl Körbe voll Erz pochen, ja sogar die Feiertage in den Wochentagen nach und nach mit einbringen. Sie treiben einander häufig durch Wetten an. Wer z. B. zum Johannisfeste am ersten mit der bestimmten Arbeit fertig ist oder Schicht hat, heißt König oder Staatslümmel und wird, mit Blumen oder Kränzen behangen, unter dem Vorantragen einer roten Fahne mit Ehrenbezeigungen nach Hause geführt. Den aber, der zuletzt die Schicht hat, nennt man den faulen Lümmel und begleitet ihn, ihn mit diesem Namen neckend, nach seiner Wohnung.

Ein Schacht ist eine viereckige Oeffnung, die senkrecht in die Erde führt. Dahinein führen Fahrten oder Leitern. Die Absätze zum Ruhen heißen Böhnen. Das Innere ist ausgezimmert oder ausgemauert. Die Stolln führen wagerecht ins Gebirge und dienen zum Wasserabfluß, zur Zuführung frischer Luft und Abfuhr des Erzes auf Hunden.

Gänge nennt der Bergmannnach ihrem Gehalte edel oder taub, mächtig oder leer.

Fäustel, Schlägel, Bohrer sind Werkzeuge des Bergmanns. Das Zutagefördern geschieht mit dem Haspel, an dem durch einen an dem Seile hängenden Kübel die Erze emporgewunden werden. Tiefe Gruben brauchen den Göpel, welchen Pferde oder Wasser treiben. Das Wasser heben die „Künste“ empor, deren Pumpen durch Räder getrieben werden.

Bergbauanteilscheine heißen Kuxe.

Im Berggebiete war das Holz ein wichtiges Bedürfnis. Das Auszimmern der Schächte und Stolln, der Wasser- und Maschinenbau, die Schmelzöfen, Schmiedehammer, Siedewerke, Pechhütten und dergleichen verschlangen viel Holz. Schon im Anfange des 15. Jahrhunderts merkte man das. Der Bergbau, das damalige weit stärkere Bauwesen, die häufigen Brände nagten um die Wette an dem Kern der Waldungen. Hierdurch wurden die ersten Flößen aus holzreichen in holzärmere Gegenden veranlaßt.

Steinkohlen benutzte man erst in der Mitte des 16., Torf im Anfange des 17. Jahrhunderts.

Der erste sächsische Fürst, der vom Bergsegen den besten Gebrauch machte, war der Kurfürst August. Er ließ herrliche Schlösser bauen, kaufte große Güter an, richtete nützliche Anstalten ein, rief Künstler und Handwerker ins Land und sorgte bei alledem noch für seinen Schatz. Unter ihm erhielt das Bergwesen weit bessere Einrichtung, und er ist als der eigentliche Gesetzgeber des Bergwesens zu betrachten.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 37 – Sonntag, den 25. September 1927, S. 3