Der Tod im Flammen-Meer.

Die Ruine des in Unterwiesenthal abgebrannten Gebäudes des Wirtschaftsbesitzers Karl Beschorn.

Das tragische Ende eines 71jährigen Unterwiesenthalers.

Wie bereits eingehend mitgeteilt, hat sich in Oberwiesenthal, und zwar in dessen Stadtteil Unterwiesenthal, eine furchtbare Brand-Katastrophe am Montag, den 23. Januar, zugetragen. In der 6. Abendstunde wurde daselbst das Gebäude Nr. 67, das dem Wirtschaftsbesitzer Karl Beschorn gehörte, ein Raub der Flammen. Eben erst waren die Bewohner des Hauses von auswärts zurückgekehrt, als der verheerende Brand ausbrach, der mit dem Hause und der angebauten Scheune sämtliche Erntevorräte und das gesamte Mobiliar vernichtete. Das Haus war nur von dem Besitzer und seiner Familie bewohnt, unter der sich auch ein verheirateter Sohn nebst Frau und 6 Kindern befand. Kälte, Sturm und entlegenes Wasser machten die Rettungsarbeiten sehr schwierig. Die Wehren kämpften heldenhaft gegen das Feuer an, konnten aber angesichts der ganzen Lage wenig ausrichten. Tapfere Nachbarn griffen ein, retteten Menschen und Tiere. Noch einmal war der 71jährige Beschorn in das Haus eingedrungen, um aus dem oberen Stockwerk seine gesparten Gelder zu retten; noch einmal sah man ihn am Fenster, wie er das Bettzeug hinauswarf. Dann aber versperrten ihm die Flammen den Rückweg. Unter qualvollen Martern starb er den Feuertod. Niemand konnte ihm Rettung bringen. Noch abends fand man seine verkohlte Leiche.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 5 – Sonntag, den 29. Januar 1928, S. 1