Der letzte Gabelofen in Scheibenberg.

Wenn diese Zeilen im Druck erscheinen, dann wird er voraussichtlich nicht mehr sein, dieser warme Freund der Menschen, der ihnen mit seinen Stammesgenossen das Dasein in unserem oberen Erzgebirge jahrhundertelang ermöglichte, der letzte Gabelofen in Scheibenberg. Nachdem unseres Wissens vor dem Kriege seine beiden letzten Vettern im Bezirk, in Markersbach und Crottendorf, abgebrochen worden sind, trifft ihn als vermutlich weit und breit Einzigen in diesen Tagen das unvermeidliche Schicksal. Treu hat er in dem altehrwürdigen Hause Nr. 40 an der Albertstraße, das wohl an die 300 Jahre an sich vorüberziehen sah, seine Dienste getan und dabei in den letzten Jahrzehnten still, aber klar und deutlich von jenen Zeiten gezeugt, da es noch keine Eisenbahnen, noch keine Kunststraßen gab, da man hier noch keine Stein- und Braunkohlen kannte, sondern nur mit Holz und Torf heizen konnte. So hat er auch bis zur letzten Stunde die Kohlen als Brennstoff unbedingt abgelehnt.

Sehen wir ihn uns im Geiste etwas näher an (Herr Paul Matthes und Herr Hermann Flath haben ihn vor einem Jahrzehnt im Bilde festgehalten)! Sein Körper stand in der Wohnstube des genannten Wirtschaftshauses. Der untere Teil war aus Eisen gegossen, angeblich in dem Hause Nr. 37 auf der Lindenstraße, und stand auf 4 Füßen und der Mauer. Er hatte eine Breite von 80 Zentimetern und eine Länge von  175 Zentimetern, wovon gegen 60 Zentimeter im Mauerwerk eingeschlossen waren. An der Vorderseite trug er eine kreisförmige Verzierung mit der Jahreszahl 1820 und dem Buchstaben P. Eine Feuerung und eine Kochröhre suchte man hier vergebens, aber eine Wasserpfanne hatte der vorletzte Besitzer, nachdem der ursprüngliche Ofentopf schadhaft geworden war, einsetzen lassen. Auf dem Eisenkörper ruhte ein Kachelaufsatz, der nicht ganz bis zur hinteren Stubenmauer reichte; er war grünlich getüncht und vorn mit einem golden bronzierten Medaillon verziert, das ein plastisches Engelsbild enthielt. Der ganze Ofen hatte eine Höhe von 215 Zentimetern. Ein Ofenrohr zum Rauchabzug war nicht vorhanden. Aber in dem Kachelaufsatz befand sich vorn, unter jener runden Verzierung, eine verschließbare Röhre, [ab hier eine Seite Textverlust]

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 24 – Sonntag, den 13. Juni 1926, S. 3