Das Jubiläum der St. Katharinenkirche zu Buchholz.

(Mit den Bildern der Pfarramtsleiter von 1827 – 1927. Hebr. 13, 17).

Die alte St. Katharinenkirche.

Fünfzig Jahre sind es in diesen Tagen gewesen, daß unser Gotteshaus nach gründlicher Wiederherstellung aufs Neue geweiht wurde. Es lohnt sich, auf jene Zeit heute einen Rückblick zu tun. Unsre Katharinenkirche ist ein Bauwerk, das aus den Anfängen unserer Stadt herrührt. Der Bau mag um das Jahr 1500 entstanden sein. Wir sind im Besitze eines Abendmahlskelches, der die Jahreszahl 1512 trägt. Die Kirche war von vornherein so groß angelegt, wie wir sie jetzt haben, aber sie konnte nicht sofort vollendet werden. Die Zuschüsse, die man dafür erwartet hatte, blieben wohl bald aus, nachdem die Buchholzer Bürgerschaft sich sehr bald der Reformation zugewandt hatte und darum bei den Altgläubigen in Mißkredit gekommen war. So ist die Kirche lange Jahre ohne Turm gewesen, bis man im Jahre 1659 statt des Hauptturms, der im Westen (Orgelseite) geplant war, einen etwas schmucklosen Turm über der Sakristei baute, der bis 1875 gestanden hat. Auch das Innere der Kirche war sehr dürftig.

Man sah anfangs die Balken und Sparren des Daches. Erst spät wurde eine mangelhafte flache Holzdecke eingebaut, die Emporen waren durch rohe Balken gestützt. Die Ausmalung der Kirche war sehr einfach und fast plump.

Ausgang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts war man besorgt, daß die Schäden der Kirche eine Gefahr für die Besucher bedeuten könnten. Es wurde ein Gutachten des Landesbaumeister Temper in Annaberg eingeholt. Dies Gutachten ist vom 8. Februar 1872. Augenblickliche Gefahr sei zwar nicht vorhanden, aber das Balkenwerk des Daches sei doch in sehr schlechtem Zustand. Die Gemeinde habe die Verpflichtung, der Kirchbaufrage sehr energisch näher zu treten. Bei stürmischem Wetter dürfe kein Gottesdienst abgehalten werden.

Am 31. Dezember 1874 erlassen die Vorstände der politischen und kirchlichen Gemeinde einen Aufruf zur Sammlung von freiwilligen Spenden für den Kirchbau. Der Aufruf ist unterzeichnet vom damaligen Pfarrer Rosenhauer und Bürgermeister Hünefeld. Die Stadt Buchholz trug zu den Kosten des Kirchenbaues 60 000 Mk. bei, allerdings mit der Bestimmung, daß die Leitung des Baues einem besonderen Ausschuß übertragen wurde, der aus dem Kirchenvorstand, dem Stadtrat und 4 Stadtverordneten bestand. Der Vorsitzende dieses Kirchbauausschusses war Bürgermeister Hünefeld.

Moritz Ferdinand Weidauer, 1827 – 1856
Moritz Heinrich Rosenhauer, 1856 – 1880
Johannes Kohlschütter, 1881 – 1888
Karl August Peschel, 1889 – 1902
Friedrich August Wolff, 1903 – 1926
Paul Gerhard Satlow, seit 1927.

Außer dem Beitrag der Stadt stand zur Verfügung der seit Jahren gesammelte Turm- und Kirchbaufond in Höhe von 19 076 Mk., ein Beitrag des Landeskonsistoriums von 9600 Mark und Spenden aus der Gemeinde in Höhe von 43 830 Mark, darunter 24 000 Mk. von den Erben des verstorbenen Herrn Eduard Bach. Der Kostenanschlag des zum Bauleiter bestellten Architekten Möckel betrug 135 000 Mk.

Am Sonntag Jubilate, den 18. April 1875, wurde das alte Gotteshaus, bei der Einweisung des Hilfsgeistlichen Bretschneider (des Vaters des hiesigen Dr. med. Bretschneider) zum letzten Mal benutzt. Architekt Möckel bestimmte zum Bauführer Herrn W. Peschke aus Hinterhermsdorf, der sich mit großem Geschick seiner Aufgabe entledigte. Im Mai 1875 begann man mit dem Abbrechen des Hauptdaches und nahm den alten Turmknopf herab, in dem man Nachrichten von den Pastoren Melzer (+ 1733) und Spindler vorfand. Der Bau wurde rüstig gefördert. Am 26. August 1876 war es möglich, den neuen Turmknopf wieder aufzusetzen und das Hebefest zu begehen. Die beschäftigten Gewerke, etwa 70 Mann, zogen dann mit dem Kirchenvorstand unter Musik nach dem Ratskeller, wo ein Essen stattfand. Der Zug durch die Stadt wurde für die Arbeiter zu einem wahren Erntegang. Man überbot sich in Geschenken für die Bauleute, sodaß mehrere Wäschekörbe davon gefüllt waren. Besonders reich war die Gabe an bunten Tüchern, deren 424 geschenkt wurden, außerdem Schürzen, Strümpfe, Hosenträger, Zigarren, Tabak und Tabakspfeifen.

Gruppe von Bauarbeitern, die unter Baumeister Peschke vor 50 Jahren in Buchholz die St. Katharinenkirche wieder hergestellt haben. Im Mittelpunkt der Gruppe befinden sich zwei Buchholzer: Karl Siegel (hält in der Hand ein Bierglas), rechts neben ihm Keibler.

Am 8. Dezember 1876 erfolgte die Weihe der von Gebtr. Jauck in Leipzig gegossenen Glocken. Die Glockenweihrede begann mit den Versen:

Der alten Glocke feierliche Töne
begrüßen euch, die ihr dem Herrn geweiht,
im frischen Glanz, in jugendlicher Schöne,
und eingeholt mit herzlichem Geleit,
hier vor uns steht. Wir heißen euch willkommen,
eh‘ wir noch selbst von euch den Gruß vernommen.
Auf Bergeshöhen sollt ihr künftig wohnen,
vom schlanken Turme schauen in das Tal,
als Gottes Stimme hoch in Lüften thronen
und bei der Erde Freude, Schmerz und Qual
der Christenschar die Losung zuzurufen:
hier wohnt der Herr, nah’t seines Hauses Stufen!

Am 12. August 1877 war die Weihe der Kirche. Die Häuser der Stadt hatten Flaggenschmuck angelegt. Am Vorabend fand Einläuten und Zapfenstreich statt, am Morgen klang der Weckruf der Schützengilde. Ein Festzug bewegte sich vom Markt durch die Karlsbader- und Schulstraße nach der mit Blumen und Laubgewinden geschmückten Kirche, die sich bald bis auf den letzten Platz füllte. Die Weiherede hielt Superintendent Dr. Schmidt, die Predigt der greise 74jährige Pastor Rosenhauer. Außerdem bestand der Festgottesdienst noch aus einer Festmusik der vereinigten Männergesangsvereine unter Kantor Pötzscher, einer Taufe und einer langen Rede des Oberkonsistorialrats Zapf aus Dresden. Der Gottesdienst währte 3 Stunden, danach war ein Festessen im Waldschlößchen, bei dem der Berichterstatter 36 Reden gezählt hat. Unter den Rednern und durch die Reden Geehrten werden genannt: Kommerzienrat Adler, Bürgermeister Hünefeld, Pastor Rosenhauer, Oberlehrer Lohse, Dr. Mauke, Stadtrat Fischer (der an dem Tage gerade Geburtstag feierte), Advokat Koch, Kaufleute Helweg, Crüwell und Stark. Am Nachmittag war ein Waldkonzert im Stadtwald und der Bericht erzählt zum Schluß: Der Bahnhof und das Felsenschlößchen hatten bis zum späten Abend viele glückliche Gäste.

So war denn ein schönes Gotteshaus geweiht und die Klage und Sehnsucht erfüllt, die in dem Aufruf von 1874 erklang:

Oft wenn zur Kirche hinauf wir unsere Schritte gelenket,
fromm in vereintem Gebet uns zu erheben zu Gott,
oft fiel schwer uns aufs Herz schon, wie wenig der heiligen Stätte,
Giebel und innrer Bau gnügt dem erhabenen Zweck.
Wie sie, auf stattlicher Höh‘ ein Bollwerk gegen das Niedre,
Doch von Geschlecht zu Geschlecht harrt der Vollendung umsonst.

Auch die gegenwärtigen Kirchenbesucher haben in den letzten Jahren viel über das wenig erfreuliche Bild geklagt, das das Kircheninnere zeigt. Leider trägt unsere Kirche auch beim 50. Jubiläum noch kein neues Gewand, aber die grundlegende Arbeit ist doch dies Jahr getan, damit im nächsten Jahr die innere Ausmalung der Kirche geschehen kann, damit auch durch unsere Kirche das Wort Wahrheit werde: Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zeboath. Aber schon jetzt dürfen wir, nachdem uns Monate lang die Kirche versperrt war, wieder jubeln: Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ihr Nest, nämlich deine Altäre, mein König und mein Gott. Wohl den Menschen, die Dich für ihre Stärke halten und von Herzen Dir nachwandeln.

Pfarrer Satlow.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 42 – Sonntag, den 30. Oktober 1927, S. 1