Das 4. Obererzgebirgische Gesangsverbandsfest in Buchholz am 20. August 1850.

Der Buchholzer Marktplatz von 1850 mit dem alten Rathaus, Frank-, Wußing- und Klippstein-Haus.

Das Sängerfest, wie dies unser Bild veranschaulicht, fiel in eine politisch bewegte und wirtschaftlich schwere Zeit. Galten doch die Jahre 1846 und 1847 als ausgesprochene Not- und Teuerungsjahre und die Jahre 1848, 1849 und 1850 als tumultuarische Jahre. Wegen der damals herrschenden Unruhen richtete man deshalb in unserer Stadt am 1. April 1848 auch eine freiwillige Bürgerwehr ein. 1849 zogen dann auch 80 Mann preußische Soldaten zur Quartiernahme hier ein. Am 1. September desselben Jahres wurden Buchholz und Annaberg von 2 Kompagnien sächsischer Soldaten besetzt, die den ganzen Winter hindurch blieben. Not und eine gewisse Besorgnis um die fernere Zukunft drückte den sonst biederen und friedliebenden Erzgebirgler. Hie und da in Sachsen, auch in Buchholz – besonders im Jahre 1849 – hausten Cholera- und Typhus-Epidemien. Tausende verloren im offenen Kampf das Leben, und wirkliche Verfechter der deutschen Freiheit wurden eingekerkert oder in die amerikanische Flucht getrieben oder gar standrechtlich erschossen. So heißt es in den alten Aufzeichnungen. Trotzdem die politischen Wogen im Jahre 1850 noch hoch gingen und eine wirtschaftlich schwere Zeit unsere Heimat drückte, traf man Vorbereitungen, das 4. Obererzgebirgische Gausängerfest zu begehen. Als Festort war Buchholz gewählt worden. Wenn über den Verlauf des Festes auch nicht gerade viel in Erfahrung gebracht werden konnte, so wird es doch für wertvoll gehalten, die beiden historischen Bilder und das Wenige über das Fest erfahrene der Nachwelt zu erhalten.

Das 4. obererzgebirgische Gesangfest (so nannte man es) wurde am 20. August 1850 abgehalten. Pfarrer Weidauer, als damaliger Ortsgeistlicher, hielt die Festrede auf dem Marktplatze, die von den Sängern, sowie von der Buchholzer und Annaberger Bürgerschaft begeistert aufgenommen wurde. Im Anschlusse an diesen Festakt zogen die Sänger nach der St. Katharinenkirche zum Kirchenkonzert. Ein öffentliches Konzert und öffentliche Versammlungen anläßlich dieses Bundessängerfestes abzuhalten, war von den zuständigen Regierungsstellen verboten worden. Das diesbezügliche Verbot wurde in Gestalt eines Befehls von dem damaligen Kreisgendarm dem Rat der Stadt Buchholz überbracht. Um nun die wahre, sangesbrüderliche Freuden den Sängern aus den Ortschaften des oberen Erzgebirges durch dieses Verbot nicht zu vereiteln, öffnete der damalige Groß-Kaufmann Eduard Bach in liebenswürdiger Weise sein Privatgrundstück „das Waldschlößchen“ mit dessen idyllisch gelegenen Parkanlagen zu einem herzlichen Sängerverkehr.

Daß auch die Buchholzer Ortseinwohnerschaft regen Anteil an dem Sängerfeste nahm, beweist die Beflaggung und Schmückung der Häuser auf dem Bild. Längs des Rathauses war ein geschmackvolles, großes Sängerpodium erbaut worden, zu dem eine Treppe hinaufführte. Von hier aus wurden die Festansprachen gehalten. (Ein gewisser Färber Brauer in der hinteren Brauhausstraße kaufte das Holz des Podiums und erbaute damit neben seinem Wohnhause ein Gartenlusthaus, das im Jahre 1906 noch stand.)

(Schluß folgt.)

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 49 – Sonntag, den 5. Dezember 1926, S. 1