Zur Geschichte des Amtes Schlettau (5)

Von L. Bartsch.

(Schluß.)

Die von den Altansiedlern zu erlegenden Erbzinse, die der Richter einnimmt und an den Grund- und Erbherrn abführt, belaufen sich bei Walthersdorf zu Walpurgis und Michaelis auf 8 gute ßo (Schock), 55 gr., bei Sehma auf 3 ßo 24 gr. zu Walpurgis und 5 ßo 46 gr. zu Michaelis, bei Königswalde auf 3 ßo 24 gr. zu Walpurgis und 5 ßo 10 gr. zu Michaelis. Kunersdorf hat Walpurgis 1 ßo 7 gr., Michaelis 1 ßo 45 gr. zu zahlen, Niedercranzahl 45 gr. Walpurgis, Obercranzahl zu gleichem Termin 55 gr. Der höchste Betrag, 36 gute ßo 23 gr. 4 ₰, halb Walpurgis, halb Michaelis zu zahlen, entfällt auf Schlettau.

Matthes Busch bezeichnet es als einen Mangel des Berichtes, daß er nicht bei jedem Orte die Namen der einzelnen Zinsbauern und die Höhe des Erbzinses im einzelnen anzugeben vermag. Wir teilen sein Bedauern. Was für Einblicke würde eine solche Aufzählung gestatten! Erfreut sind wir, daß Busch in dem Berichte an den Kurfürsten die später Belehnten sämtlich unter Angabe der Höhe des von ihnen zu entrichtenden Erbzinses benennt.

Da die „Obererzgebirgische Zeitung“, in der wir vorliegenden Aufsatz veröffentlichen, von jeher ihr Ziel höher gesteckt hat, als einer flüchtigen Tagesunterhaltung zu dienen, und deshalb seit Jahrzehnten schon den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung, besonders solcher auf dem Gebiete heimischer Geschichte gern ihre Spalten geöffnet hat, so glauben wir, etwas breiter werdend, die Namen der Besitzer neuer Räume und den Betrag ihres Erbzinses mitteilen zu dürfen, selbst auf die Gefahr hin, unsere Leser dabei etwas zu ermüden.

In Walthersdorf zinst von dem neuen Raume Donat fischer – 21 gr.; in Sehma desgl. von neuen Räumen Heincz kesch – 6 gr., Blasius wolner – 16 gr., wolff gröner – 21 gr., petter Ticz – 10 gr., Jacoff Junge – 6 gr., Hans Sieber – 9 gr., Andres gopfert – 5 gr., Hensel Spiczelth – 5 gr; in Königswalde: Rebentisch, wohl der Erbrichter und Kretschaminhaber, „von zwen wysen“ – 42 gr., Caspar fischer – 18 gr.; in Kunersdorf Caspar Reyß – 8 gr., brosius gopfert – 6 gr., Nickel Richter (der Ortsrichter?) – 12 gr., Albrecht Recz (oder Pecz?) – 3 gr., andres schuberth – 15 gr., Heroldt (Vorname fehlt) – 32 gr., bartel heroldt – 10 gr., der Richter – 11 gr.; in Niedercranzahl Jobst Zebeczer – 9 gr., Zettel moller vom „großen lamperthbach“ – 21 gr., Erhard Syber – 2 gr., vom Raum am Bärenstein Walpurgis Dicke michel (Annaberger Bürger) – 21 gr., Hans Mulhauser (Annaberger Bürger) – 16 gr., Hans Roling (Bergmeister in Annaberg) – 31 gr., 6 ₰, balczer frenczel (Annaberger Bürger), anderwärts als der „Küchelbeck“ bezeichnet, – 21 gr., von einem neuen Raum am Habichtsberg Mattis posch (in Buchholz) – 21 gr.; von Räumen weiter in Niedercranzahl Einsidel (der Annaberger Stadtschreiber?) – 5 gr., Jobst Zebeczer – 9 gr., Silber, „von einem Wasser“, – 15 gr., der Richter – 11 gr., Zettel moller (der Müller?) – 1 ½ gr., Jorge schmelczer – 2 gr., Jorge Eberth – 2 gr., valten Raw – 2 gr., Jorge fedisch (aus Cranzahl) – 4 gr., Michel Syber – 2 gr., brosius schindler – 2 gr., in Obercranzahl Jorge födisch – 1 ½ gr., Bendicts moller – 7 gr. „und 1 Tag fron“; vom Wolffsstein Mattis posch (der Berichterstatter s. o.) Michaelis – 21 gr., an weiteren neuen Räumen: peuschel, vom Wasser – 2 gr., Hans geilßdorf (Buchholzer Bürger) – 10 gr., von solchen am Bärenstein: Simon krybel (Buchholz) – 6 gr., Christoff schmidt – 8 gr., hans Mundel (Buchholz?) – 8 gr., Jacoff lessig (Buchholz) – 6 gr., Andres wesp (Buchholz) – 5 gr., Andres Vnger – 6 gr., Barthel schaller (Buchholz) – 14 gr., Andres Moller (Buchholzer Bergmeister) – 7 ½ gr., Illige Peuerlein (Buchholzer Geschworener) – 7 ½ gr., wolff lessig (Buchholzer) – 6 gr., thomas krybel (Buchholzer) – 6 gr., Simon wesp (Buchholzer) – 5 gr., dicke michel (s. o.) – 21 gr., Hans Molhauser (s. o.) – 16 gr., Hans Ruligk (s. o.) – 31 gr. 6 ₰.  Die Gesamtsumme alles Erbzinses von Stadt, Dörfern und neuen Räumen, der der Herrschaft zufließt, beläuft sich auf 80 gute Schock 3 gr. 7 ₰, einschließlich des Wertes der Naturalabgaben auf 89 ßo 53 gr. 4 ₰.

Nach all diesen Angaben war nur noch über den Wert der zum Amte Schlettau gehörigen Waldungen zu berichten. Stark hatte sich während der letzte Jahrzehnte der Wald gelichtet, und seit Jahren schon mußte das Hartensteinische Gebiet den Holzbedarf nach Buchholz und Annaberg hin im wesentlichen decken. Gegen 1000 fl. waren seit 1524 von Abt Johannes Göpfert aus dem Verkauf von Holz gelöst worden. Nach Buschs und Waldes Angaben stand 1528 hinter dem Bärenstein und über Cranzahl noch ein großes Stück Wald unverkauft, aber ungelegen für das Verflößen und das Verkohlen des Holzes. Seinen Wert zu taxieren, getrauen sich Busch und Walde nicht. „Waldener“, Forstleute, müßten beauftragt werden, mit Schnuren den Wald abzugehen; dann erst werde sich ein Urteil fällen lassen. Wenige Jahre später schätzte das forstmännische Urteil die dem Kloster um den Bärenstein verbliebenen Wälder im „Ambt nicht ab 2 taussentt Golden“.

Wir sind zu Ende mit der Darstellung von den Gerechtigkeiten, den Nutzungen und den Einkünften, die der Herrschaft des Amtes Schlettau zustanden. Busch hatte recht — die Schlette, eben das Amt Schlettau, war an sich ein nicht zu verachtender Besitz, ganz abgesehen von den Entwicklungsmöglichkeiten, die sich ergaben, wenn das Amt aus der Hand des Abtes in die des Kurfürsten überging! Rund 8 Jahre vergingen zwar noch, ehe letzteres eintrat. 1531 aber, vielleicht sogar schon 1530, wurde Matthis Busch unter dem Einflusse des Kurfürsten zum Amtmann in Schlettau eingesetzt, und mit scharfem Auge wachte er, ein treuer Diener seines Kurfürsten, wie erhaltene Akten ausweisen, darüber, daß dem künftigen Herrn des Amtes durch den Abt nichts gekürzt werde, wobei er freilich nicht verhindern konnte, daß 1533 Schlettau außer dem niedern Gericht (s. o.) die niedere Jagd und als Flurstück das Stockholz vom Abt verliehen wurde, Schlettau, der geliebten Vaterstadt des letzten Abtes von Grünhain.

(Quellen: Sämtliche für den Aufsatz benützten Archivalien anzuführen, verbietet uns der zur Verfügung stehende Raum. Buschs und Waldes Bericht befindet sich im Thüringischen Staatsarchiv Reg. Kk Nr. 638. An Drucksachen wurden u. a. benutzt Joh. Gottlob Horn, Handbibliothek v. Sachsen, 3. Teil, Leipzig 1729. Christ. Schoettgen u. G. Chr. Kreysig, Diplomataria et script. hist. Germ. Tom. II. 1755).

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 34 – Sonntag, den 19. August 1928, S. 2