Buchholzer Pfefferkuchen.

Von L. Bartsch.

Buchholzer Silber und in Buchholz geprägte Silbermünzen, Buchholzer Bänder und Posamenten, Buchholzer Kartonnagen und Prägereiartikel, auch in Buchholz geschäftsmäßig hergestellte Spielkarten, das waren bezw. sind bekannte Dinge. Aber Buchholzer Pfefferkuchen — wer von den heutigen Buchholzern hat jemals etwas davon gehört? Und doch hat es eine Zeit gegeben, da Buchholzer Pfefferkuchen begehrte Leckerbissen bildeten und, in hölzernen Fäßchen wohl verpackt, hinauswanderten, selbst in das Schloß des Kurfürsten von Sachsen, der sie in Buchholz einzukaufen befahl, bekannt nicht nur da, geschätzt auch bei hochadeligen Familien in der Umgebung des Fürsten.

Die Zeit, da solches der Fall war, liegt zwar Jahrhunderte weit zurück, doch ist uns sichere Kunde davon erhalten in alten Briefen und alten Buchholzer Bergrechnungen, die das Thüringer Staatsarchiv birgt.

Daß der Kurfürst, es war Johann Friedrich der Großmütige, aus Buchholz Pfefferkuchen bezog, bezeugt eine „Zehendt-Rechnung ofm Buchholz“ *), das Rechnungshalbjahr Invocavit bis Crucis 1545 umfassend. Unter den „Sonderlichen Ausgaben“ des „gnädigsten Herrn Kurfürsten“, er war übrigens der zweite Nachfolger Friedrichs des Weisen, dessen Standbild den Buchholzer Marktplatz ziert, wird uns berichtet von dem Ankauf köstlicher „Schaustufen“, d. h. wertvoller, das Auge erfreuender Silbererzstufen, die der Landesfürst von den Gewerken der 3. und 4. Maße nach des Himmlischen Heeres Gegentrum **) in Buchholz erwarb (im ganzen für ca. 34 ½ fl.); daneben findet sich als Ausgabeposten indes auch eingetragen 5 Gulden „fur v (5) feßlein pfefferkuchen“, das Fäßlein also mit 1 Gulden berechnet.

Fünf Jahre früher bereits, im Jahre 1540, sandte der Buchholzer Bergvogt Leonhard Bieger (Bergvogt von 1535 ab bis zur Verschmelzung des Buchholzer mit dem Annaberger Bergamt 1547) an den vielvermögenden kurfürstlichen Kämmerer Hans von Ponicka — oder richtiger an dessen Gemahlin, und zwar im Namen der Frau Bergvogt von Buchholz, seiner Gattin — zur „Verehrung“ ein Fäßchen Buchholzer Pfefferkuchen. Für die Uebermittlung der Sendung wurde die namhafte kaufmännische Firma Mordeisen in Leipzig von Bieger in Anspruch genommen. Auch hier tritt uns 1 Gulden als Preis für ein Fäßchen entgegen. Die Mitteilung Biegers, gerichtet an v. Ponicka, über den Abgang des Geschenkes, datiert Freitag nach Michaelis 1540, ist uns in Urschrift erhalten, und wir lassen sie im Wortlaute folgen, da sie ihrer Form und dem Geiste nach, von dem sie durchweht ist, unseren Lesern nicht uninteressant sein dürfte. Bieger schreibt: „Euerm Edelen, tugendsamen, frommen Gemahel übersendrt und schenket mein liebes Weip für 1 fl. g. (Guldengroschen) „pfefferkuchen, in eynem feßlein vorwaret“, das Euer Gnaden fordern mögen lassen bei Vlrichen Mordeisen. Bitt darneben, daß E. Gn. Gemahel und Ihr diese geringe Vorehrung gutwillig wollen annehmen und Euer liebes Weib von unser aller wegen mit aller Wohlfahrt von Gott seliglich grüßen“. — Den Wert eines Guldengroschens dürfen wir übrigens nicht zu niedrig veranschlagen. Der Buchholzer Diakonus Georg Messerschmidt, der 1538 sein Amt antrat, erhielt ein Jahresgehalt von 60 solcher Guldengroschen, und das Einkommen des Pfarrers hatte lange Jahre 50 Gulden betragen; ein Bergmann verdiente wöchentlich ca. einen halben Gulden.

Vielleicht wurde die Pfefferkuchenbäckerei nach Buchholz während der ersten Jahrzehnte seines Bestehens durch Nürnberger Einwanderer gebracht; solche, auch Frauen, lassen sich nachweisen.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 4 – Sonntag, den 22. Januar 1928, S. 3