Der Jäger ohne Kopf im Hofbusch bei Schlettau.
(Zienert, Sachsens Volkssagen. Anhang, No. 29.)
In dem Hofbusche bei Schlettau, durch den der Weg nach Unter-Hermannsdorf führt, läßt sich bei Nacht oft ein gespenstischer Jäger ohne Kopf sehen. er soll vor alter Zeit die Armen, welche sich das dürre Reißholz sammelten, oft unbarmherzig mißhandelt haben und zur Strafe nach seinem Tode nun umgehen müssen. Rechtliche Leute läßt er ungeneckt, aber die Holzdiebe hat er schon in Todesangst gejagt und bisweilen festgebannt, so daß sie stundenlang an einer Stelle stehen bleiben mußten.
Die weiße Frau auf Scharfenstein.
(Zienert, Sachsens Volkssagen. Anhang No. 15.)
Auf dem Schlosse Scharfenstein zwischen Zschopau und Wolkenstein geht seit Jahrhunderten eine weiße Frau um. Des Nachts mit dem zwölften Glockenschlage wird sie rege und wandelt, in lange, weiße, nebeldünne Gewänder gehüllt, durch alle Gemächer des Schlosses, bleibt bisweilen stehen und seufzt und ist überhaupt traurig. Oft hat man gewagt, sie anzureden, aber nie hat sie Antwort gegeben, sondern ist immer sogleich entflohen. Sie muß eine schwere Sünde begangen haben; welche aber, weiß niemand.
Der gespenstige Mönch bei Grünhain.
(Christ. Lehmann, histor. Schauplatz …, S. 75.)
Fünfzig Jahre nach der Verwüstung des Grünhainer Klosters hat sich am Elterleiner Wege, wo, wie die Schlackenhaufen ausweisen, des Abts Hammer gestanden, ein Gespenst in Mönchsgestalt sehen lassen, welches die Vorübergehenden, sonderlich Trunkene und Jauchzende, übel bezahlte, und einst einen Bergmann von Elterlein, der das Gespenst in seiner Trunkenheit herausforderte, mit den Beinen den Berg hinunter geschleppt, in den Bach geworfen und am Kopfe arg verwundet. Einen Richter, der trunken in der Nacht von Grünhain heimgeritten, hat’s mit dem Pferde gestürzt, daß er den Arm brach, und ist der Richter mit großer Lebensgefahr nach Hause gekommen.
Spukgestalten an einem Brunnen auf dem Fichtelberge.
(Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 250)
Abraham Munsch, ein alter frommer Hutmann in Wiesenthal, erzählte, daß er einstmals oben auf dem Fichtelberge einen überaus schönen Brunnen angetroffen, dessen Grund und Boden von eitel Goldflammen geleuchtet habe. Da er sich niedergesetzt, um den schönen Quell zu betrachten und wieder aufgesehen, sei ein schönes buntes Vöglein auf einer Seiten, auf der anderen aber ein Mönch mit einem offenen Buche gesessen, darüber er erschrocken und davongelaufen. Er habe aber seit dieser Zeit den Brunnen nicht wieder antreffen können.
Der gespenstische Fuhrmann zwischen Geyersdorf und Königswalde.
(Moritz Spieß, Aberglauben, Sitten und Gebräuche im sächs. Obererzgebirge. Programmarbeit. 1862. S. 39.)
Zwischen Geyersdorf und Königswalde, am linken Ufer der Pöhla, liegt die sogenannte Reicheltwiese, welche, da sie sumpfigen Untergrund hat, sehr weich und „papprich“ ist. In derselben soll ein Fuhrmann, der Salz geladen hatte, mit Wagen und Pferden versunken sein. Abends 9 Uhr soll derselbe mit seinem Fuhrwerk wieder erscheinen, mit seiner Peitsche knallen und dabei „Hüoh!“ rufen.
Ein Gespenst ängstigt einen Wiesenthaler Fleischer.
(Flader, Wiesenthälisches Ehren-Gedächtnis, 1719, S. 97.)
Anno 1655 ging ein Fleischhauer aus Wiesenthal sehr frühe bei Mondenschein und wollte nach Elterlein. Als er aber eine halbe Meile zurückgelegt und auf einen Platz kommt, tritt ihm ein grausames Gespenst mit feuriger Zunge und Augen entgegen, in Gestalt eines verrufen gewesenen Gebirgers, der manchem auf dem böhmischen Wald das Licht ausgelöschet. Dies Gespenst verlegt ihm den Weg mit seiner Kette um den Leib, daran eitel Totenköpfe hingen. Der Fleischhauer erschrickt, betet und kehrt eilends zurück nach Haus. Das Ungetüm aber begleitet ihn bis in seine Stube, stellet sich daselbst vor ihn und sieht ihn an, bis die Wirtin aufgestanden ist und ein Licht angezündet hat. Da ist das Gespenst wieder verschwunden.
Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 3 – Sonntag, den 15. Januar 1928, S. 3