125jähriges Fahnenjubiläum der Bergknapp- und Brüderschaft „Glückauf“ in Frohnau.

Unser Bild zeigt die Bergknapp- und Brüderschaft „Glückauf“ in Frohnau in historischer Bergmannstracht mit dem über 80 Jahre alten Traugott Pollmer unten in der Mitte. Oben am Rednerpult von links nach rechts die Ehrengäste Ober-Bez.-Straßenm. Volcke, Pfarrer Lange-Annaberg und Studiendirektor Dr. phil. Wünschmann-Annaberg.

Glück auf! Alte Bergmannszeit, das bergmännisch silberne und glückliche Jahrhundert wurde wieder lebendig, als am Sonntag, den 15. August, die Bergknapp- und Brüderschaft zu Frohnau das 125jährige Jubiläum der alten Bergfahne feierte. In historischen Bergmannsuniformen, mit der Bergkapelle und mit der Jubelfahne zog man am Vormittag hinauf zur St. Annenkirche. Am Nachmittag stellte man alsdann zu einem altüberlieferten Bergaufzug, hinauf zur alten Silberfundgrube „Markus Röhling“, die auf ein 420jähriges Bestehen zurückblickt. Hier wurde alsdann die Weihefeier für die 125 Jahre alte Fahne abgehalten. Herr Lehrer Lochmann hielt eine recht interessante Festrede, in der er u. a. ausführte:

„Gibt es denn noch Bergleute aus der Silberzeit des Erzgebirges? Klein ist ihre Zahl, verschwindend klein, ihr Lebensalter hoch, ihre Kraft gelähmt, ihre Namen fast vergessen. Das Bergglöcklein, das früh um 4 Uhr zur Schicht rief und auch unsere Tagesarbeit anzeigte und den neuen Tag grüßte, ist verstummt. Ist nicht die Mehrzahl der Halden mit frischem Grün und wogender Saat bedeckt, sodaß die kommenden Geschlechter ihren Ursprung nicht ahnen? Die Hütten sind verfallen. Und nun doch ein Bergfest! Schau um dich, der du stets mitten in der Bergheimat stehst, wo Schlegel und Eisen erklang. Ein Gruß gilt den beiden letzten Frohnauer Bergleuten, Bergmann Reinhard Hildebrandt von Neuamerika bei Buchholz, Oberhäuer Ullmann von Cunersdorf und dem lieben Bergveteran, dem 81jährigen Traugott Pollmer aus Frohnau. Sein Lebensideal war es, allzeit dem Bergmannsstande zu dienen. Sein Wunsch ist erfüllt; er hat noch diese Jubelfeier mit veranstalten können.

Arbeite mit des Bergmanns Kraft, Mut und Gottvertrauen;
Dann segnet dich allzeit deiner Väter fröhliches „Glückauf!“

Anschließend hielt Herr Pfarrer Lange-Annaberg eine tiefgründige, gehaltvoll aufgebaute Weiherede, in der er u. a. auf die 420 Jahre von „Markus Röhling“ einging und der Erbauung der Bergkirche durch die Bergleute jener Zeit gedachte. Speziell über die bergbauliche Bedeutung des alten Silberschachtes „Markus Röhling“ sprach Herr Studiendirektor Dr. phil. Max Wünschmann, der Vorsitzende des Erzgebirgszweigvereins Annaberg und bezeichnete den Ort als eines der schönsten Waldidylle des oberen Erzgebirges, der noch vom Autoverkehr verschont ist. Weiter wies der Redner u. a. darauf hin, daß auf „Markus Röhling“ Silber im Werte von mehr als einer Milliarde Mark gefördert worden sei. Eine Reihe von Glückwunschschreiben von Nachbarorten und Korporationen war eingegangen. Die ganze Umgebung nahm an dem Bergfeste herzlichen Anteil.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 34 – Sonntag, den 22. August 1926, S. 1