Zur Weihe des Kriegerehrenmals in Scheibenberg am 4. Juli 1926.

Der Gedanke, unseren Helden von 1914-1918 ein Ehrenmal zu errichten, entstand in Scheibenberg nach Kriegsende. Leider vermochten es besondere Umstände nicht, denselben sofort zur Ausführung zu bringen. Jahre vergingen, bis endlich 1924 die beiden Militärvereine dem Plane näher traten. Bald darauf fand unter Leitung des Herrn Bürgermeister Franke eine weitere Aussprache, zu welcher sämtliche Vorsteher der Scheibenberger Vereine geladen waren, statt, bei welcher die Verwirklichung des Gedankens, unseren tapferen Helden und Verstorbenen sobald wie möglich ein Ehrenmal zu errichten, greifbare Gestalt bekam. Sofort wurde in dieser ersten gemeinsamen Sitzung zur Wahl der Ausschüsse geschritten. Gewählt wurden ein Finanz- und ein Bauausschuß, welchen Ausschüssen später noch ein Ehrenausschuß hinzutrat. Nachdem vom Finanzausschuß ein Aufruf, Geldspenden zur Errichtung eines Ehrenmales betr., an die Scheibenberger Einwohnerschaft ergangen war, schritt man im Anschluß daran zu einer Haussammlung, die einen Betrag von 1284,35 M ergab. In liebenswürdiger Weise stiftete die Stadtgemeinde den ansehnlichen Betrag von 1000 M hinzu. Da nun Geldmittel zur Verfügung standen, konnte der Bauausschuß seine Tätigkeit beginnen. Keine leichte Aufgabe war es für diesen Ausschuß, von den mancherlei in Frage kommenden Plätzen den am besten geeigneten Platz für das Ehrenmal zu finden und die richtige Art des Gesteins, aus welchem es bestehen sollte, zu treffen. Als der am besten sich eignende Platz für dieses Ehrenmal wurde der Stadtpark und als der geeignetste Stein Naturstein, Basalt aus unserem Steinbruch, befunden. Von den zahlreich eingegangenen Entwürfen erwies sich der Entwurf von Herrn Landmesser Näser jr. als der beste. Die Ausführung des Baues wurde Herrn Baumeister Weber übertragen. Nachdem das Fundament fertiggestellt war, kam die schwierigste Arbeit, die Herbeischaffung der von der Fa. Krebs aus dem städtischen Steinbruche entnommenen und zu diesem Zwecke gestiftete Säule. Nach einem sehr schwierigen Transport, welcher ungefähr 4 Wochen Zeit in Anspruch nahm, war die Säule an ihrer Bestimmungsstelle angelangt und konnte aufgerichtet werden. Gott sei Dank hat sich bei diesen überaus schwierigen Arbeiten – die Säule weist ein Gewicht von 430 Ztrn. auf – kein Unglücksfall ereignet. Auch die übrigen Arbeiten waren bald weit genug gediehen, und nun konnte der Gärtner seine Tätigkeit beginnen. Trotzdem, daß seitens der Vereine in finanzieller Hinsicht viel getan wurde, um die Erbauung eines Ehrenmals zu ermöglichen, langten die Mittel nicht zu, und man mußte sich zu einer neuen Haussammlung entschließen, die erfreulicherweise den Betrag von 496,90 M ergab. Nun konnten die Arbeiten fertiggestellt werden. Wenn auch die vorhandenen Geldmittel nicht ausreichen werden, so setzen die Ausschüsse ihr vollstes Vertrauen an die Scheibenberger Einwohnerschaft, auch den etwa noch bestehenden Fehlbetrag zu decken. So steht dieses Ehrenmal vor uns und es geht jetzt der langersehnte Wunsch so vieler Scheibenberger in Erfüllung, dieses Mal zu weihen.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 27 – Sonntag, den 4. Juli 1926, S. 1