Weihnachten im Erzgebirge.

Weihnacht! Kerzenbäume leuchten
Und die Krippen stehen wieder,
Kindersel’ge Augen glänzen,
Greise singen Christnachtlieder

An den Fenstern Bergmannslichter,
Wieder kreisen Pyramiden,
Und die sturmdurchkämpfte Seele
Sehnt sich heiß nach Glück und Frieden.

Erzgebirg’sche Weihenächte,
Wie so schön sind eure Bilder.
Eines aber ist das Schönste!
Nimmer sa ich’s frommer, milder:

s‘ ist die Stunde, wenn am Abend
Rings erlöschen alle Lichter
Und die Mutter an den Bettchen
Schaut auf selige Gesichter.

Sind auch müde dann die Kleinen,
Eins vergessen sie doch nimmer:
„Morgen, Mutter, in der Frühe
Gehn zur Mette wir wie immer!“

Welch ein Vorbild! – Mag’s Euch mahnen:
Machte müd Euch auch das Leben,
Jener Kindergang und Glauben
Bleib auch Euer Weihnachtssegen.

Waldemar Berger.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 52 – Sonnabend, den 25. Dezember 1926, S. 1