Vom Leben und Wirken M. Christian Melzers (2)

Von Stud.-Rat A. Schuster, Annaberg.

(1. Fortsetzung.)

1676 ging Melzer nach Leipzig zur Universität, über diese Jahre berichtet er nichts. Am 24. Jan. 1680 hielt er auf Veranlassung eines Prof. Rechenberg, der auch ein geborener Erzgebirger (aus Leubsdorf) war, eine öffentliche Disputation: De Hermundurorum metallurgia argentaria (Vom ertzgebürgischen Silber-Bergkwerck in Meissen). Hierin behandelt er die technischen Ausdrücke, die Einrichtungen und Arten, den Nutzen und die Geschichte des Bergbaues. Um 1680 geht er dann nach Schneeberg, wo er als Hauslehrer der Höltzelschen Kinder offenbar tätig war. Oft hat er hier auch Predigten vor den Bergleuten gehalten. In diesen Sermonen wies er gern auf das Bergwerk hin, seine Sprache, wie sie die erste Auflage der schneebergischen Chronik noch zeigt, ist mit bergmännischen Ausdrücken ganz durchsetzt und für Bergunerfahrene oft schwer verständlich. Während der Vorbereitungen auf seine theologische Prüfung fand er noch Zeit, seine Forschungen über den Sächsischen Bergbau in der „Schneeberger Chronik“ oder, wie er es nennt, in der „Bergkläufftigen Beschreibung der Churfürstl. Sächß. freyen und im Meißenschen Ober-Ertz-Gebürge Löblichen Bergk-Stadt Schneebergk“ zu veröffentlichen, deren Druck ihm dadurch möglich wurde, daß Schneeberger angesehene Bürger „Kuxe auf diese Meltzersche Fundgrube“ zeichneten. Auf 788 Seiten hat er vier sogenannte Sermone oder Predigten — die erste ist 492 Druckseiten lang, — herausgegeben, in denen die Betrachtung von Bibelstellen die Geschichte des schneebergischen Bergbaues in umfangreichen, gründlichen Ausführungen eingeflochten ist.

Vom Leben und Wirken M. Christian Melzers (2)

Von Stud.-Rat A. Schuster, Annaberg.

(1. Fortsetzung.)

1676 ging Melzer nach Leipzig zur Universität, über diese Jahre berichtet er nichts. Am 24. Jan. 1680 hielt er auf Veranlassung eines Prof. Rechenberg, der auch ein geborener Erzgebirger (aus Leubsdorf) war, eine öffentliche Disputation: De Hermundurorum metallurgia argentaria (Vom ertzgebürgischen Silber-Bergkwerck in Meissen). Hierin behandelt er die technischen Ausdrücke, die Einrichtungen und Arten, den Nutzen und die Geschichte des Bergbaues. Um 1680 geht er dann nach Schneeberg, wo er als Hauslehrer der Höltzelschen Kinder offenbar tätig war. Oft hat er hier auch Predigten vor den Bergleuten gehalten. In diesen Sermonen wies er gern auf das Bergwerk hin, seine Sprache, wie sie die erste Auflage der schneebergischen Chronik noch zeigt, ist mit bergmännischen Ausdrücken ganz durchsetzt und für Bergunerfahrene oft schwer verständlich. Während der Vorbereitungen auf seine theologische Prüfung fand er noch Zeit, seine Forschungen über den Sächsischen Bergbau in der „Schneeberger Chronik“ oder, wie er es nennt, in der „Bergkläufftigen Beschreibung der Churfürstl. Sächß. freyen und im Meißenschen Ober-Ertz-Gebürge Löblichen Bergk-Stadt Schneebergk“ zu veröffentlichen, deren Druck ihm dadurch möglich wurde, daß Schneeberger angesehene Bürger „Kuxe auf diese Meltzersche Fundgrube“ zeichneten. Auf 788 Seiten hat er vier sogenannte Sermone oder Predigten — die erste ist 492 Druckseiten lang, — herausgegeben, in denen die Betrachtung von Bibelstellen die Geschichte des schneebergischen Bergbaues in umfangreichen, gründlichen Ausführungen eingeflochten ist.

Am 5. Nov. 1684 wurde der durch dieses Werk erstaunlichen Fleißes sicher bekannte 29jährige Theologe von E. hochlöbl. Oberkonsistorium in Dresden pro Candidatura geprüft, erhielt also das Recht auf Anstellung. Am 29. Januar 1685 gewann er dann in Leipzig in einer öffentlichen Promotion die Magisterwürde, die der heutigen Doktorwürde entspricht. Für die folgenden zwei Jahre fehlen Nachrichten von ihm selbst, vielleicht fällt in diese Zeit sein Aufenthalt in Thüringen (Weimar, Gotha) und seine Verheiratung dort. 1687 scheint er in seiner Vaterstadt Wolkenstein gewesen zu sein, die am 2. Juli 1687 fast völlig abbrannte. Am Tag nach diesem Brande hielt er Dom. VI p Trinit. (6. Sonntag nach Trinit.) „als ein aus dem Feuer herausgerißner Brand“ in Buchholz die Probepredigt und wurde Nachfolger des Pfarrers Oehm, der von 1673 an die Gemeinde betreut hatte.

Er sagt selbst über seine ehrenvolle Berufung [I, 163/64] nach Buchholz:

„Da mir vorher Hoffnung gemachet gewesen, daß ich uff eine Bergstadt gesetzet und befördert werden solle, haben auch ein löbliches Ober-Constistorium auf mich M. Christianum Melzern Wolkensteiniensen wie ich erfahren unanimiter (einstimmig) und dergestalt votiret, daß vermöge gnädigsten Befehls Ihrer Churfürstl. Durchl. zu Sachßen Herzog Johann Georg III. de dato Dreßden den 18. May an 1687 ich den 3. Juli darauff den Tag nach dem Wolkensteinischen Brand Dom. VI. p. Trinit. durch Gottes Gnade die Prob Predigt abgelegt und daher als ein aus dem Feuer herausgerißener Brand scheinen müssen. Und wie ich nun darauf gewöhnlich durch das Churfürstl. Sächß. Mühlen Amt zu S. Annaberg vociret und sofort in Dresden ordiniret und confirmiret worden, daß darauf den 3. Nov. dieses 1687sten Jahres der Anzug und Dom. XXIV. p. Trinit. die Antrittspredigt erfolget, also ist auch die solenne Investitur am Oster Dienstag an. 1689 durch den damaligen Annaberger Superintendenten M. Christianum Lehmann … verrichtet worden, worauf Gott viel Gnade verliehen, daß ich auf diesem Berge das Evangelium bis dahero bey behaltenen und von dem Höchsten gegönnten Gemüths- und Leibeskräften predigen und unter die Seniores der Annabergischen Inspektion gezählet werden können. Und dafür muß die göttliche Gnade Preis und Ehre haben!“

So hat Melzer rückschauend auf sein Leben ein Menschenalter danach geschrieben. In Buchholz hatte er keinen Gehilfen, und er hat sein schweres Amt bis zu seinem Tode über 45 Jahre lang mit Eifer und Treue geführt.

Als man im Jahre 1730 die 200-Jahrfeier der Augsburgischen Konfession festlich und fröhlich beging, berichtet der fast 75jährige Seelsorger [II, 1730; Nr. 22]:

Den 25., 26. u. 27. Juni ist das andere (zweite) evangelische Jubelfest wegen der vor 200 Jahren dem glorwürdigsten Kaiser Carolo V. zu Augspurg übergebenen Augspurgischen Confession hochfeyerlich gehalten und über die fürgeschriebenen Texte: (Röm. 1, 16, 17. Ebr. XIII, 15. 16. Hebr. X, 23. 24. Psalm 93, 5 und letztlichen Joh. VII 16. 17. 18 und Roman. X, 8 – 11) geprediget worden.

Der Pastor allhier, der im Jubeljahr 1655 (Augsburger Religionsfriede) gebohren worden, hat sich darüber eine große Freude gemachet, daß er in einem guten vigore (Gesundheit) über alle diese vorgeschriebenen Jubeltexte im 75. Jahre seines Lebens selbst seine Predigten wie im Jahre 1717 (Reformationsjubelfeier) auch geschehen, gehalten und also alle drey Jubeljahre erlebt hat. Dergleichen nicht erleben können die seithero unter 74 Jahren ihres Alters verstorben; aber die vor a. 1717 gebohren sind, können desto eher und leichter alle drey Jubeljahre erleben.“

Von seinen Familienverhältnissen erfahren wir folgendes: Er war in erster Ehe vermählt mit Frau Anna Catharina geb. Schröterin [I, 130], Herrn Dr. Wilhelm Schröters, Hochfürstl. Sächs. Geheimden Raths und Kanzlers zu Gotha eheleiblicher Tochter. Sie war fast genau zwölf Jahre älter als ihr Ehegatte und war schon zweimal vermählt gewesen. In erster Ehe mit Rudolph Heyden, Hochfürstl. Sächs. Hof- und Justitien Rath zu Weimar, der in iure publico (Staatsrecht) schöne Wissenschaften gehabt.

Ein Sohn aus dieser Ehe, Erhard Rudolph, starb an Dysenteria als Doctorandus beider Rechte und berühmter Rechts-Consulent in Leipzig auf einer Reise, ihre einzige Tochter Eleonora Maria trat auf Veranlassung ihres Oheims, das Barons von Schrötern, Königl.-Kaiserl. Kammerrates in Wien, ins Kloster ein und nannte sich Radigunda, was die arme Mutter sehr betrübte.

In zweiter Ehe hatte sich die Witwe mit Mathaeus von der Lage, einem Friesländer, Hochfürstl. Sächs. Gothaischen Amtmann in Reinhardtsbrunn, vermählt. Er starb auch „im besten Flor seines Alters“.

„Aus dieser Ehe ist anietzo noch übrig ein lieber Sohn Anton Günther von der Lage, hochfürstl. Sächs. Gothaischer Amts-Commissarius zu Leuchtenburg, welcher für sich und seine wohlgearteten Deszendenten nach meinem väterlichen und priesterlichen voto (Gebet, Wunsch) alles göttlichen Segens würdig sein muß.“

Diese erste Ehegefährtin Melzers, die viel Glück und viel Leid erfahren hatte, starb am 17. Dezbr. 1697, abds. gg. 11 Uhr, 54 Jahre alt, an Lungenentzündung, nachdem sie eine Zeithero cachexia laboriret (Schwindsucht) [Kirchenbuch] Melzer drückte dieser Abigail, wie er sie nennt, die Augen zu und übergab die irdische Hülle der Erde, in der Kirche neben der Sakristei ist ihr Grab, in das sie am 23. Dezbr. gebettet wurde. Da ihr ein Monument nicht errichtet werden konnte, hat der Ehegefährte in der Buchholzer Chronik die oben angeführten Tatsachen aus ihrem Leben angeführt.

Durch die Einsichtnahme in die Kirchenbücher, die dem Verfasser von Herrn Pfarrer Satlow in entgegenkommendster Weise gestattet wurde, ergaben sich noch wertvolle Nachrichten über Melzers Familienverhältnisse. Am 12. Okt. 1700 verheiratete er sich in Thum mit Catharina Dorothea Viehweger, Tochter des Pfarrers in Thum, und am 4. September 1701 konnte der Pastor ins Taufbuch einschreiben [1701]:

„Mir, M. Christian Melzern, p. t. (z. Zt.) verordneten Pastori allhier, beschehrete der liebe Gott ein liebes, mit Frau Katharina Dorothea gebohrene Viehwegerin erzeugtes Töchterlein, namens Catharina Dorothea, welches am 15. Sonntage nach Trinitatis abends nach 6 Uhren, war der 4. September, glücklich gebohren und den 7. ejusd. (desselben) durch die heilige Taufe wiedergebohren wurde. Und waren zu den Kindes-Taufpathen aus sonderbaren Motiven gekieset: … (Es folgen die Namen der Frau des Superint. Dr. Goeze, der Frau des Pfarrers M. Heß aus Elterlein, Schwester des Großvaters — soror avia — und des Großvaters Viehweger in Thum).

Gott erhalte das liebe Kind in seiner Gnade ewiglich durch Christum. Amen.“, so schließt der Eintrag, dem nach elf Wochen im Sterberegister die traurige Meldung folgt, daß dieses einzige Kind und Töchterlein am 18. Novbr. “ nach ausgestandener Hitze und Mattigkeit ohne einziges Freßel“ (Krämpfe) gestorben ist.

(Fortsetzung folgt.)

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 12 – Sonntag, den 18. März 1928, S. 2 – 3.