Maizappel.

Fröhliche Pfingsten!
Eine Federzeichnung von Ludwig Richter.

Wenn de Sunn an Himmel Höcher stiht,
Wenn as letzte bissel Schnee vergiht,
Wenn’s in wald pfeift „Kreizerle verzehrt!“ *)
Wenn mersch „Kukuk! Kukuk!“ schreie härt,
Wenn as Bachel aus senn Bettel hupt,
Wenn dr Fink an golding Meinzel zupt,
Wenn dr Starmatz denkt an uns su weit,
Kimmt ze uns de warme gold’ne Zeit.

Un geeds Fichtel net gut annersch kah,
Zieht geschwind a bessersch Röckel ah,
Un as Putzen härt gar nimmer auf,
Off geeds Zweigel kimmt a Spitzel drauf.
Un dos Spitzel fängt ze wachsen ah,
Immer länger werds an Fichtel drah,
Kimmt nu alle Gahr a Zappel raus,
Ward su bal, su bal a Astel draus.

Un mei Fichtel will zum Himmel nah,
Hühm und drühm do fängt’s ze wachsen ah.
Un su is‘, su is‘ in liebe Laam,
aus men Fichtel ward a grußer Baam.
Alle Gahr die Pracht, wenn alles blüht,
Alle Gahr dr Mensch an Fichtel stiht,
Alle Gahr voll Kraft, su gung un schie,
In de Zapple drinne hall un grü.

Gukt un gukt, wie alles wächst in Wald,
Wie sei Fichtel größer ward un alt.
Tut sich drüber gar net sorng un quäln,
Un – vergißt – vergißt de Gahr ze zähln.
Kaane Zapple, doch de graue Haar
Un de Menschen wachsen mit de Gahr,
Un wenn wieder mol de Zapple drah,
Stiht an grußen Baam a — aler Mah.

Curt Rambach, Schwarzenberg.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 21 – Sonntag, den 23. Mai 1926, S. 1