Ein Gedenkjahr des Buchholzer Waldschlößchens.

Nur wenige, die dieser Tage an dem Kleinod der Stadt Buchholz, dem Waldschlößchen vorbeigingen, werden daran gedacht haben, daß in diesen Tagen drei Jahrzehnte vergangen sind, seit die Gastwirtschaft daselbst, so wie sie jetzt sich präsentiert, auf 30 Jahre ihres Daseins zurückblicken kann.

Blick vom Waldschlößchen auf die Stadt Buchholz.

Durch Vermittlung des verstorbenen Fabrikbesitzers, Stadtrates und Kommerzienrates Georg Adler wurde gegen Ende des Jahres 1893 mit dem Kaufmann Paul Bach stadtseitig, und zwar durch den damaligen Bürgermeister Graf, verhandelt, das im Besitze der Bach’schen Familie befindliche Waldschlößchengrundstück käuflich zu erwerben. Die Verhandlungen waren auch von Erfolg gekrönt. In entgegenkommendster Weise verkaufte Paul Bach an die Stadt das gesamte Waldschlößchengrundstück (Gebäude, Gärtnerei, Parkanlagen und Teich) zu einem äußerst günstigen Preise und unter Einräumung bester Zahlungsbedingungen. Um ein bleibendes Zeichen für Buchholz hier zu errichten, vermachte in hochherziger Weise Paul Bach, der bereits von seinem Vorfahren, dem Kaufmann Eduard Julius Bach, ins Leben gerufenen Amalienstiftung 10 000 Mark von der Kaufsumme.

Waldschlößchen mit Teichschänke und Fontäne.

Bereits im November des Jahres 1893 wurde der Restaurationsbetrieb sowie die Gärtnerei des nunmehr städtischen Waldschlößchens in der O. Z. zur Verpachtung ausgeschrieben. Die ersten Pächter der Waldschlößchen-Schankwirtschaft waren die Gastwirte John Todd und Emil Siegert. Das Waldschlößchen entwickelte sich zu einem gern besuchten Ausflugsort.

Am 14. September 1896, früh 5 Uhr, brannte das Restaurationsgebäude bis auf die Umfassungsmauern nieder. Der Wiederaufbau wurde sofort in Angriff genommen. Unter dem damaligen Stadtbaumeister Rößner (jetzt in Annaberg Stadtbaurat), wurde das Stadtwaldschlößchen neu errichtet. Der Gesamtaufwand für das neue Waldschlößchengebäude belief sich auf ungefähr 30 000 Mark.

Waldschlößchen-Garten-Restaurant.

Im Herbst 1897 wurde das neuerrichtete Waldschlößchen-Restaurant der Oeffentlichkeit wieder übergeben. 30 Jahre besteht also nunmehr das heutige Waldschlößchen-Hotel.

Mit ihm ist seit 1924 das vorbildliche Keglerheim des Keglerverbandes für Buchholz und Umg. verbunden. Dasselbe ist in ganz Sachsen und darüber hinaus rühmlichst bekannt, und zahlreiche Sportbrüder haben dasselbe schon aufgesucht, um sich an ihm zu erfreuen oder hier sich zu orientieren darüber, wie ein neuzeitliches nach allen Erfahrungsregeln errichtetes Keglerheim zu schaffen ist. Jetziger Pächter der Waldschlößchen-Schankwirtschaft mit Keglerheim ist Karl Fiedler, Pächter der Waldschlößchen-Gärtnerei Kunst und Handelsgärtner Gabriel.

Möge das so herrlich gelegene Stadtwaldschlößchen mit seinen prächtigen Parkanlagen und den verschiedenen Gedenksteinen für um die Stadt verdienter Männer auch fernerhin die Stätte sein, zu der jahraus, jahrein alle die erfreut ziehen, die nach des Tages Last und Hatz Erholung suchen an idyllischer Stelle, um Körper und Geist hier auszuspannen und zu stärken.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 39 – Sonntag, den 9. Oktober 1927, S. 1