Die Trockenlegung der Katharinenkirche in Buchholz.

In diesem Jahre sind es 50 Jahre, daß unsere Buchholzer Kirche nach gründlicher Erneuerung in den Jahren 1875-77 aufs Neue geweiht wurde. Dies 50. Jubiläum soll am Reformationsfest dieses Jahres durch einen Festgottesdienst gefeiert werden, dem ein Festabend am 3. November im „Deutschen Haus“ und eine Festaufführung des Kirchenchors am 6. November in der Kirche folgen sollen. Das Kirchenjubiläum fällt zusammen mit dem Wiedereinzug in die in diesen Sommermonaten erneuerten Kirche. Von einer Erneuerung ist zwar äußerlich noch nichts zu sehen. Noch haben die Wände im Innern keinen neuen Anstrich bekommen, das Innere zeigt noch das alte Aussehen, das die Gemeinde gern beseitigt haben möchte. Indessen ist zunächst der Rat befolgt worden, den alle Sachverständigen seit Jahren gegeben haben: Eure Kirche, haben sie gesagt, muß erst gründlich trockengelegt werden, es muß dafür gesorgt werden, daß die seit Jahren eingedrungene Nässe beseitigt wird und daß künftighin keine Nässe mehr eindringen kann. Ehe das nicht geschehen ist, so schrieb dem Kirchenvorstand das Landesamt für Denkmalspflege, hat ein Ausmalen des Kircheninnern keinen Wert, denn die Farbe würde in kurzem wieder von der Nässe zerfressen sein. Wir würden jedenfalls zu den Kosten des Ausmalens keinen Pfennig Unterstützung gewähren. – So galt es also, die Kirche zunächst trocken zu legen. Es gibt eine Firma, die sich ausschließlich mit dem Trockenlegen nasser Gebäude befaßt. Sie durchsägt mit elektrisch betriebener Säge die Mauern und legt eine Cementschicht ein, daß die Nässe nicht mehr in die Höhe steigen kann. Die tiefer sitzende Nässe wird durch Ausheizen beseitigt. Der Kirchenvorstand wandte sich zuerst auch an diese Firma, die auch bereit war, die arbeit zu übernehmen. Indessen wurden gegen dies Verfahren von sachverständiger Seite Einwendungen erhoben. Das Verfahren sei zu kostspielig. Auch werde das Durchsägen der Mauern und das Zwischenlegen der Cementschicht bei dem Mauerwerk unsrer Kirche Schwierigkeiten schaffen, weil die Mauern nicht massiv sind, sondern zwischen den Steinen Schutt eingefüllt ist, der nicht so einfach zu durchsägen sei. Es wurde geraten, die Kirche durch eine Drainage von außen vor eindringender Nässe zu schützen und im Innern durch eine Heizungs- und Lüftungsanlage auszutrocken. Die Kirchgemeindevertretung entschied sich für diesen Vorschlag. Um die Westseite der Kirche bis in die Mitte der Kirche auf beiden Seiten wurde ein Kanal gezogen, der 1 ½ bis 2 Meter tief ist. Der Kanal mußte durch langwierige Sprengungen geschaffen werden, da die Kirche nach Westen zu ganz auf Felsen aufgebaut ist. Die Sohle des Kanals und die unter der Erde liegenden Teile der Kirchenmauern sind mit Isolierputz versehen worden. In den Kanal wurden Seikerrohre gelegt, die das eindringende Wasser auffangen und in die städtischen Schleusen ableiten.

Außerdem wurde im Innern der Kirche eine neue Heizungs- und Lüftungsanlage eingebaut. In dem unter der Pfarre liegenden Heizraum wurde ein neuer zweiter Heizkessel aufgestellt. Von da aus wurden neue Heizrohre nach der Kirche und durch die Kirche gelegt. Sie wurden mit starkem Isoliermaterial umhüllt, damit keine Wärme verloren geht. Die Heizrohre führen zunächst in ein über der Sakristei im Turm aufgestelltes Aggregat. Von dort wird die heiße Luft durch einen Motor in großen Blechrohren hochgetrieben und gelangt über das Kirchengewölbe, von wo die heiße Luft durch sechs Oeffnungen in das Kircheninnere getrieben wird. Nun läuft auch im Innern der Kirche an den Wänden entlang im Fußboden ein etwa 70 Ztm. tiefer schmaler Kanal, durch den die im Innern der Kirche befindliche Luft abgesogen und in das Aggregat geleitet wird. Auf diese Weise ist es möglich, die Luft in der Kirche in kurzer Zeit zu erwärmen. Mit dieser neuen Heizung ist die Kirche im August, nachdem der Putz an den unteren Wandflächen etwa 3 Meter hoch abgeschlagen war, drei Wochen geheizt worden, wodurch den Mauern die innewohnende Feuchtigkeit entzogen wurde. Die Wandflächen sind provisorisch wieder mit Putz versehen. Die Ausmalung der Kirche kann aber erst im nächsten Jahre vollzogen werden.

Endlich sind nach Wegräumen der Bänke des Schiffs die dort auf bloßer Erde liegenden alten Heizrohre weggenommen und die alte Erde entfernt worden. Auf die Erde ist eine Isolierschicht gekommen, so daß auch von unten her keine Feuchtigkeit mehr in die Kirche dringen kann. Die Bohlen, auf denen die Bänke aufgestellt werden und der gesamte Fußboden mußte erneuert werden, da die Bohlen fast alle verfault waren.

Die Bauleitung lag in den Händen der Architekten Rometsch und Egerland in Kötzschenbroda. Die Heizungsanlage ist von der Netzschkauer Maschinenfabrik Franz Stark & Söhne hergestellt worden. Die Bau-Arbeiten in und um die Kirche sind von den hiesigen Baumeistern Weisflug und Schuster ausgeführt. Weiterhin sind die Firmen Hermann Lötsch und Beierlein tätig gewesen. Eine große Arbeit hat der Bauausschuß der Kirchgemeinde, besonders sein hochverdienter Vorsitzender, Sägewerksbesitzer Edwin Günther, geleistet, dem die Kirchgemeinde für seine unermüdliche ehrenamtliche Arbeit großen Dank schuldig ist.

Pfarrer Satlow.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 41 – Sonntag, den 23. Oktober 1927, S. 1