Die obererzgebirgische Kohlenbrennerei.

Die Entstehung des Gewerbes.

Der Name Köhler gehört so recht dem Erzgebirge an, wo das Kohlenbrennen seit Jahrhunderten für zahlreiche Bewohner einen Erwerbszweig bildete, der noch in der Gegenwart, freilich bedeutend sparsamer, in den oberen Waldbezirken, bei Zöblitz, Hirschenstand, Carlsfeld und Morgenröte, bei Göttersdorf in Böhmen und anderwärts angetroffen wird.

In der Geschichte und in den Sagen treten wiederholt Köhler auf. Der Köhler Georg Schmidt befreite am Fürstenberge bei Schwarzenberg den Prinzen Albert aus den Händen des Kunz von Kaufungen; ein Köhler soll im Jahre 1458 im Walde beim Abräumen seines Meilers ausgeschmolzenes Zinn gefunden haben, was Veranlassung zur Gründung der Bergstadt Altenberg gab. Köhler haben sich nach der Sage zur Zeit der Hussitenkriege im Walde, da wo jetzt Crandorf liegt, ihren Kohlenkram, d. h. Hütten aufgebaut, weshalb man den daselbst entstandenen Ort zuerst Kram- und später Crandorf genannt habe.

Als im Gebirge an zahlreichen Orten Eisenhütten entstanden, brannte man auch überall in deren Nähe das Holz zu Kohlen, da diese zum Ausschmelzen der Erze nötig waren. In der 1697 erneuerten kurfürstlichen Holzordnung von 1560 wurde aber bestimmt, daß die Köhler das Holz nicht mehr selbst schlagen lassen durften und das Kohlenbrennen nur noch vom 25. März bis 16. Oktober zu gestatten sei.

In früherer Zeit wurden die Kohlen da und dort auch in muldenförmigen, ungefähr einen Meter tiefen Gruben gebrannt, in welche man Reisig und Holzabgänge warf, diese dann anzündete und mit Erde bedeckte. Man erhielt auf diese Weise die sogenannten Grubenkohlen. Das gebräuchlichste Verfahren bestand aber, wie noch jetzt, im Verkohlen aufgebauter Meiler. Die größeren Kohlen wurden zur Verwendung für die Zerrennfeuer, durch welche das Schmelzen des Eisens, um es weicher und geschmeidiger zu machen, wiederholt ward, mit Dreschflegeln in kleinere Stücke zerschlagen.

Es wird den Köhlern das Verdienst zugeschrieben, den Wald nach und nach urbar gemacht und das Dorf Ansprung, welches im 16. Jahrhundert Aschberg hieß, gegründet zu haben. Es haben aber gewiß auch die Aschebrenner ihren Antail an der Besiedelung der Gegend; der Name dürfte auf das frühere Aeschen, d. h. Aschebrennen zur Pottaschebereitung, zurückzuführen sein.

Ehemalige Meilerstätten trifft man noch häufig im Gebirge an; manche derselben stammen jedenfalls aus sehr alter Zeit. In der Mitte einer Meilerstätte ward eine Stange eingeschlagen. Unten hin legte man trockenes „Zünderholz“, dann wurden Stöcke rundum aufgeschichtet; obenauf legte man schräg Scheitholz, so daß das Ganze wie ein gewölbter Backofen erschien. Die Eindeckung erfolgte mit Fichtenreisig, Erde und Rasen. Der Köhler hat mittels der Zündlöcher für Gleichmäßigkeit im Brande zu sorgen. Mit dem Schürbaum stößt er Löcher in die Decke, um nachzufüllen. 10 Tage dauert die Arbeit. Einfach ist die Köhlerhütte in seiner Nähe.

Eine erzgebirgische Köhlerwohnung in alter Zeit.

Umkränzt von riesigen Fichten rauchten und dampften kegelförmig gebildete Meiler, und an die gewaltigen Baumstämme lehnten sich niedrige, kunst- und schmucklos von eigner Hand erbaute Lehmhütten, vor den brausenden Waldstürmen der Höhe Schutz suchend, an.

Höchst einfach, nach unseren Begriffen mehr als ärmlich, sah es in diesen Hütten aus. Von Dielen erblickte man keine Spur, nur in der Mitte erhob sich ein Tisch von ungehobelten Brettern auf vier in die Erde eingeschlagenen Pfählen, umgeben von einigen gleichartigen Bänken und Holzschemeln.

In einer Ecke stand der Ofen, wenn man eine Vertiefung im steinigen Boden, von einigen Mauersteinen umgeben, so nennen will, in welchem fast beständig ein helles Feuer brannte, bei dem die einfachen Gerichte gekocht oder gebraten wurden. Einige rußige Töpfe und unförmliche Tiegel, sowie hölzerne Teller und Löffel waren das einzige Haus- und Küchengeräte. Schlösser an den Türen wären unnötig gewesen; denn wer sollte aus jenen Lehmhütten in finsterer Nacht etwas Erhebliches stehlen? – Unter dem Dache standen die Betten, unter welchen man sich kunstlose Lagerstätten von Waldmoos, Heu oder Stroh auf rohen Dielen zu denken hat. Eine Esse hielt man ebenfalls für überflüssig, denn der Rauch fand durch die verschiedenen Ritze in der Tür und in den Wänden einen ganz gemütlichen Ausweg. Die Stelle der Fenster ersetzten einige viereckige Löcher in der Wand, durch die der goldene Sonnenstrahl die inneren Herrlichkeiten erleuchtete und welche bei stürmischem Schnee- und Regenwetter mit einem Brette verschlossen wurden.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 36 – Sonntag, den 18. September 1927, S. 3