Die Hammerschmiede gehörten in früherer Zeit zu den Besonderheiten des Erzgebirges. Heute noch ist der Beiname „Hammer“ bei manchem Orte gang und gäbe. Es muß in der Zeit der Blüte dieser Eisenhämmer ein gar reges Leben in den Gebirgstälern gewesen sein. Da dampften die Hochöfen, die Gebläse fauchten, und hell erklang der Schall der mit der Hand geschwungenen Hämmer zwischen den vereinzelteren dumpfen Schlägen des großen Hammers, den Wasserkraft in Hub setzte.
Jedes Hammerwerk hatte wenigstens einen Leiter, der ein technisch gebildeter Mann sein mußte, und einen Schichtmeister, dem das Rechnungswesen anvertraut war, während ersterem die technische Leitung des Werkes oblag. Zu dem Hochofen, in welchem der Eisenstein geschmolzen ward, gehörten 1 Steinpocher, 2 Aufgeber, 2 Hochöfner und 1 Schlacken- oder Wascheisenpocher. Ehe der Hochofen anging, wurde durch den Leiter der untere Teil des Hochofens eingebaut, was man Zustellen nannte; früher besorgte dies der Hochofenmeister. Die Arbeit der Hammerschmiede war wohl eine der schwersten und schweißvollsten. Der Aufgeber mußte in die Mündung des Hochofens, wo die Flamme hoch in die Höhe schlug, Kohlen und Eisenstein schütten. Der Arbeiter in dem Frischfeuer stand neben dem Feuer, wo das Roheisen gefrischt und geschmolzen ward, und mußte das glühende Eisen, mehrere Zentner schwer, herausnehmen, auf dem Amboß teilen und die Teile ausschmieden. Während des Schmelzprozesses verdiente ein Hochöfner wöchentlich 3 Taler, ein Aufgeber und Steinpocher 2 Taler. Der Meister erhielt rohes Eisen und Kohlen und mußte dafür eine bestimmte Anzahl Stabeisen liefern. Hatte er Ueberschuß, so war der Gewinn sein, allein er durfte den Ueberschuß nur an den Hammerherrn verkaufen. Lieferte der Frischer nicht so viel Eisen, als er sich verbindlich gemacht hatte, so mußte er das Fehlende bezahlen. Seinen Arbeitslohn erhielt er nach dem Gewichte des ausgebrachten Stabeisens. In dem Zainhammer ward der Arbeitslohn nach der Wage bezahlt, d. h. je mehr Wagen Eisen die Arbeiter auszainen, desto mehr erhielten sie. Da die Hammerschmiede während ihrer Arbeit einer großen Hitze ausgesetzt waren, so war ihre Kleidung sehr einfach. Sie gingen meist nur im blauen Hemde und in leichten Hosen. Das Rohschmelzen im Hochofen, das Toben der Hämmer, das Heulen und Pfeifen der Gebläse und dabei das pausenweise Aufschlagen der Gichtflamme, welches zur Nachtzeit dem Wetterleuchten ähnlich war, die von Kohlenstaub geschwärzten Arbeiter mit starken, ausdrucksvollen Gesichtszügen, Zähnen wie Elfenbein, das Innere der Hände mit hufartiger Rinde, an welche sich die krummen, wenig gelenkigen Finger anschlossen, kann uns das Gemälde des Dichters versinnlichen, wenn er von der Werkstätte des Vulkans und seiner Cyclopen schreibt. Ein königlicher Hammer-Inspektor führte die Aufsicht über sämtliche sächsischen Hammerwerke, ging den Werksbesitzern mit Rat an die Hand, nahm etwaige Beschwerden entgegen und sah die Betriebstabellen ein.
Das Eisen, welches sich in 12stündiger Schicht im Hochofen angesammelt hatte, floß einem Feuerstrom gleich in einen trogartigen Sandgraben, welches Ablaufen „Abstechen“ hieß. Diese Masse erstarrte sehr bald und hieß eine „Ganz“, weil es eine ganze rohe Eisenmasse war. Eine solche Ganz wog 3 bis 4 Zentner. Diese Gänze, sowie überhaupt das Roheisen, wurden, wie erwähnt, verfrischt. Das Walzen der Stäbe geschah, um aus den gefrischten, höchstens nur unter dem „Stirnhammer“ etwas vorgeschmiedeten Eisenmassen die Stäbe herzustellen, oder um die schon unter dem „Aufwerfhammer“ weiter ausgestreckten Kolben oder dicken Stöcke zu verfeinern.
Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 12 – Sonntag, den 20. März 1927, S. 2