von Ludwig Richter und nach einer Predigt-Textauslegung von Sup. Robert Lischke-Plauen.
(4. Fortsetzung und Schluß.)
Erlöse uns von dem Übel
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein.
Offenb. Joh. 21, 4.
„Erlöse uns von dem Uebel.“ Wie alle Bäche und Flüsse ins Meer laufen, so laufen alle Wünsche, Seufzer und Gebete ins Meer der siebenten Bitte, von welcher Dr. Luther sagt: „Wir bitten in diesem Gebet als in der Summa.“ Ja, das ist die Summe aller andern Bitten, daß er uns aushelfe zu seinem himmlischen Friedensreich, hinaus aus dieser Welt des Uebels, das in der Sünde wurzelt, in dem namenloses Elend und Herzeleid wuchert, unter dem die ganze arme Menschheit seufzt, das hinuntereicht bis in den Tod und hinüberreicht in das Gericht. Nach dem Himmel geht unser Weg, dahin unser Heimweh! Im Himmel, wo der Vater ist, ist erst das rechte Vaterhaus, dort gilt sein Wille, dort heiligt man seinen Namen, dort essen wir das Brot des Lebens, dort sind die weißen Feierkleider, dort ist Sieg und Friede und Freude. Dort wandelt sich die Bitte in den Lobgesang der Ewigkeit: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit“, d. h. Dein Amt ist’s zu helfen. Du hast die Macht zum Helfen, Dir bleibt der Ruhm und die Ehre vom Helfen – „in Ewigkeit, Amen.“ Das heißt: ja, ja, soll also geschehen!
Du aber, Herr, lehre uns beten, lehre uns das Vaterunser beten! Wie ein Siebengestirn leuchtet es hell und klar an unserm Gebetshimmel. O, laß es auch uns alle täglich erfahren: „wer beten kann, ist selig dran!“
Amen.
Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 49 – Sonntag, den 18. Dezember 1927, S. 2