Das neue Feuerlöschgerätehaus in Schlettau.

Heute am 9. Juni ist das neue Feuerlöschgerätehaus in Schlettau seiner Bestimmung übergeben worden. Was die freiwillige Feuerwehr schon seit Jahren gewünscht und erstrebt hatte, ist nun endlich Wirklichkeit geworden. Sie konnte am heutigen Tage ihren Einzug halten in dem Gebäude, das nicht nur den Anforderungen einer fortgeschrittenen Zeit entspricht, sondern in seinen Linien zugleich eine wirksame Bereicherung unseres Stadtbildes bedeutet. Schlettau hat sich ein Feuerlöschgerätehaus gegeben, das mit seinen Formen einem Scherenschnitte von der Stadt einen ganz eigenartigen Reiz verleiht. Dieses Gefühl der Genugtuung war es, das bei dem feierlichen Akte der Einweihung heute alle Teilnehmer bewegte. Die Erbauer können stolz sein, einen Bau geschaffen zu haben, der nicht nur den „Männern vom Fach, sondern auch dem Laien, also dem Publikum“ gefallen muß. — Das neue Haus ist entstanden an derselben Stelle, wo bisher der alte gänzlich unzulängliche Feuerlöschgeräteschuppen stand. Architektonisch wirkt der Bau durch seine schlichteb Vornehmheit, durch die Ausgeglichenheit der Formen und den Rhythmus der Linien. Der Bau ist ausgeführt worden nach den Plänen der Architekten Hunger- und Franke-Chemnitz (Leitung Arch. Hunger), wohingegen die Ausführung des Baues in den Händen der Baufirma Bruno Vogelsang-Schlettau lag. Die Dachdeckerarbeiten hat Schieferdeckermeister Wetzel-Schlettau übertragen bekommen. Die elektrische Installation hat Meuter-Neudorf ausgeführt. Die Zentralheizung hat Mauersberger-Frohnau gelegt. Schlossermeister Eichelberger-Schlettau lieferte die Schlosser-, Malermeister Fritzsch die Malerarbeiten. In die Klempnerarbeiten teilten sich die Firmen Paul Schneider und Oskar Schubert am Orte, für die Ausführung der Tischlerarbeiten hatte Meister Schröcke den Zuschlag erhalten, während die Fenster die Firma Richard Pilz und John geliefert hat. Die Oefen stammen aus dem Ofengeschäft von Märkel-Schlettau. — Der Bau hat im Erdgeschoß zwei geräumige Schuppen zur Einstellung der Feuerlöschgeräte. Der Steigerturm, der das Gebäude um mehrere Meter überragt, dient zugleich als Trockenraum für die Schläuche. Der alte hölzerne Steigerturm an der Schulgasse wird nunmehr dem Abbruch verfallen, nachdem er schon seit Jahren infolge Baufälligkeit nur notdürftig noch seinem Zwecke dienen konnte. Die Zentralheizung im neuen Hause dient dazu, die Werke und vor allen Dingen das Schlauchmaterial in der feuchten, kalten Jahreszeit ausreichend pflegen zu können. Aber noch ein anderer wesentlicher Vorteil ist aus dem Bau für die Stadt herausgesprungen. Man hat in dem neuen Feuerlöschgerätehause auch drei Wohnungen erstellt, was bei der hier immer noch herrschenden Wohnungsnot gewiß mit Freuden zu begrüßen ist. Außerdem wird aber auch in dem neuen Spritzenhause ein Raum für die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz zum Abstellen ihrer Geräte und sonstigen Utensilien bereitgestellt werden. — So kann man der Stadt Schlettau wohl zu der neuen Errungenschaft von Herzen gratulieren. Wir zweifeln nicht daran, daß das schmucke Heim der Freiwilligen Feuerwehr und auch der Pflichtfeuerwehr in eindringlicher Weise ihren alten Wahlspruch vor die Seele rücken wird:

Gott zur Ehr! Dem Nächsten zur Wehr!
Einer für alle! Alle für einen!

Tho.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 24 – Sonntag, den 10. Juni 1928, S. 1