Das ehemalige Langer-Restaurant in Buchholz (1676-1894).

Da, wo sich heute das Restaurant „Felsenkeller“ von Julius Mauersberger, Karlsbader Straße Nr. 90, erhebt, stand vor mehr als 3 Jahrzehnten das alte Schmiedel-Haus mit Gastwirtschaftsbetrieb, das später Oskar „Langer’sche Restaurant“, das wir auf unserem Bilde sehen. Deutlich erblicken wir zur Rechten die Ecke des Bäckerei-Grundstückes von Friedrich Wilhelm Müller (Karlsbader Straße 80) und links, etwas von der Straße abgerückt, das Hilbert-Haus (Karlsbader Straße 92). Wie heute noch, so ging schon damals rechts am besagten Schmiedel-Haus vorbei die jetzige Meisterstraße steil in die Höhe, in früherer Zeit „Kühgasse“ genannt, weil auf diesem Wege die Kühe zur Weide getrieben wurden. Diese Viehweide lag am Rande des Waldes, der bis dicht hinter das Langer-Haus herangereicht hat. In dem Hause, das im Mittelpunkte der Handzeichnung steht, ist nicht von jeher ein Gastwirtschaftsbetrieb gewesen, sondern vor 1866 hat darin der Großvater und später der Vater der jetzt noch lebenden Frau Anna Langer das Fleischereigeschäft betrieben. Nach dem frühzeitigen Tode der Eltern der Frau Langer mußte der Großvater das Geschäft wieder übernehmen. Von diesem ging es dann, und zwar im Jahre 1880, auf Herrn Oskar Langer über, der die Enkelin des Vorbesitzers, eben jene genannte Anna Schmiedel, heiratete. Als man dann den Restaurationsbetrieb einrichtete, da wurde das Haus gar bald eine gernbesuchte und gemütlich-anheimelnde Einkehrstätte. Die Decken des Gastzimmers sind so niedrig gewesen, daß man diese fast mit der Hand greifen konnte. Traulich hing über jedem Tisch eine große blankgeputzte Petroleumlampe, die ein für damalige Verhältnisse recht wohliges Licht verbreiteten. Die Gorlverleger und Ablieferer, die geschäftlich nach Buchholz oder Annaberg kamen, hielten hier beim „Langer Oskar“ Einkehr. Bald kamen solche von Scheibenberg, bald von Schlettau oder von Crottendorf, Sehma, Cranzahl und Neudorf, oder auch von weiterher. In fröhlichem Meinungsaustausch wurden in dieser guten alten Zeit hier die Tagesneuigkeiten besprochen. An Sonntagen war die Gastsube schon am zeitigen Nachmittag voll besetzt, an jedem Tische wurde ein Spielchen gemacht. Selbst an Tagen, wo die liebe Sonne so goldig über unsere Berge zog, ließ man nicht ab von dem Altgewohnten und es herrschte in dem niedrigen Gaststübel oft ein solcher Qualm, daß man kaum mit dem Säbel hindurchhauen konnte, aber das hinderte die Spieler nicht. Neben einem gut gepflegten Bier gab es als Spezialitäten „Saure Flecke“ und „Rinderbraten mit Klößen“, die man weit und breit rühmte. Wie in der heutigen Zeit der moderne „Felsenkeller“ eine Haltestelle des Staatlichen Autobus-Verkehrs ist, so war auch schon damals das Langer-Restaurant ein Haltepunkt für den Pferde-Omnibus-Verkehr, der mit Neudorf, Crottendorf usw. eingerichtet war. Die Wiesenthaler kamen im Winter mit ihren Plan-Schlitten. Manchmal standen die hier am Hause haltenden Fahrzeuge in langer Reihe und wenn die große vierspännige Post ankam, war oft kaum Platz zum Vorbeikommen. Daher kam es dann auch, daß die Post einmal den Berg bei der Slesina-Villa hinabrutschte. Man weiß aber nicht, war das Glatteis seinerzeit oder der Postillon daran schuld, von dem böse Zungen behaupteten, er sei „geladen“ gewesen. Jedenfalls war sonst der Mann mit dem Posthorn sehr beliebt und nichts Schöneres gab es, als wenn sein „Muß i denn …“ durch die Straße klang. Im Jahre 1895 hat Herr Oskar Langer an Stelle des alten Schmiedel-Hauses einen Neubau errichtet und ein modernes Restaurant eröffnet, in dem auch die Buchholzer „Honoratioren“ gerne verkehrten. Nur wenige Jahre konnte sich Herr Langer an seinem neugeschaffenen Werk erfreuen. Im Jahre 1900 ging er zur ewigen Ruhe ein. Seine Witwe, Frau Anna Langer, hat das Geschäft eine Zeit lang noch weiter geführt, später aber verpachtet, bis es dann im Jahre 1905 in den Besitz des Herrn Julius Mauersberger überging, der die gutgehende und beliebte Schankwirtschaft „Zum Felsenkeller“ auch heute noch weiterführt. – Der auf dem Bilde ersichtliche Reiter soll der seinerzeitige Besitzer des Hotel „Museum“ in Annaberg, Hotelier Jäger, der Vater der Frau verw. Slesina, sein. An die damalige Mode des Hochradfahrers erinnert der vorüberfahrende Velozipedsportler.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 28 – Sonntag, den 11. Juli 1926, S. 1