(Fortsetzung.)
Nachdem wir in der vorausgegangenen Nr. 49 der „Erzgebirgischen Heimatblätter“ der „O. Z.“ bereits eingehend mit einer trefflichen Illustration über das große Buchholzer Sängerfest vom Jahre 1850 berichtet hatten, fahren wir heute in unserer Beschreibung fort. Ds letzte Bild zeigte uns den feierlichen Festakt auf dem alten Buchholzer Marktplatz (wie um so vieles anders als heute) mit dem nach der damaligen Mode gekleideten Einwohnern, mit den Sängern in ihren hohen Zylinderhüten und mit der Stadt-Schützengarde in ihren weißen Hosen. Charakteristisch für die damalige Zeit sind die langen weitbauschigen Reifröcke der Damen, die auch nicht einen Zentimeter von den holden Füßen den Blicken der Männer preisgaben, die damals in langen sogen. Braten-Röcken herumstolzierten. Interessant ist es vor allem, einmal eine Ansicht vom alten Buchholzer Rathaus vor sich zu haben, mit der man einen Vergleich mit dem heutigen um so vieles größeren Gebäude ziehen kann. Auffallend sind vor allem der im Verhältnis zum damaligen Rathaus etwas große Turm und der architektonisch-schöne Rundbogen des jetzigen Klipstein-Hauses (Markt Nr. 2). Wo sich seit 25 Jahren das Denkmal Friedrichs des weisen erhebt, stand damals ein kleines Schilderhaus für die Stadtwache, wie man deutlich links aus dem Marktbilde in der letzten Nummer erblicken kann. Von anderer Seite wird behauptet, es sei ein Wasserhäuschen gewesen.
In nächster Nummer unsrer „Erzgebirgischen Heimatblätter bringen wir ein Bild vom alten Buchholzer Schießhausplatz, auf dem das weltliche Gesangskonzert abgehalten werden sollte, das aber von der Regierung verboten wurde. Dafür hatte aber der damalige Großkaufmann Eduard Bach in liebenswürdiger Weise ja sein Privatgrundstück, das „Waldschlößchen“, mit seinem idyllisch gelegenen Park, zu einem herzlichen Sängerverkehr geöffnet.
Doch nun einiges vom „Obererzgebirgischen Gesangsverband“ oder „Obererzgebirgischen Gausängerbundes“, wie er heute heißt, selbst:
Das erste Fest des Obererzgebirgischen Gesangsverbandes wurde 1844 in Johanngeorgenstadt, das 2. 1845 in Schwarzenberg und das 3. in Schneeberg abgehalten. Das 5. Bundessängerfest fand im Jahre 1852 in Grünhain statt. An dieser engeren Gesangsvereinigung nahm jedoch die damalige Königliche Kreisdirektion Zwickau „Anstoß“, weshalb sich der Obererzgebirgische Gesangsverband durch Zirkularabstimmung der einzelnen Verbandsgemeinden am 22. März 1853 auflöste.
Immerhin ist damit der Beweis erbracht, daß das Obererzgebirge von jeher eine Heimstätte des Gesanges gewesen ist. Hier erklangen in den Zeiten des Bergsegens die alten Bergmannslieder, in den Hutzenstuben einheimische, mundartliche Weisen und in der Weihnachtszeit die lieben Mettenlieder. Gerade die letzteren haben in Verbindung mit großen kirchlichen Aufführungen hier oben, wie historisch nachgewiesen, mit zur Entstehung der ersten Kantoreien geführt. Bereits Ende der dreißiger und in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts schlossen sich Männergesangvereine zu dem vorstehend genannten Verbande zusammen, der freilich, wie schon erwähnt, infolge des damaligen oberbehördlichen Mißtrauens der Auflösung verfiel, um aber dennoch am 1. Dezember 1864 unter dem Namen „Obererzgebirgischer Gausängerbund“ von Röder-Johanngeorgenstadt neu gegründet, mit 25 Vereinen und ca. 700 Sängern dem deutschen Sängerbund beizutreten. Der heutige Obererzgebirgische Gausängerbund besteht z. Zt. aus fast 100 Vereinen mit weit über 3000 Sängern. Der Sitz dieses Bundes ist „Buchholz“. Die Leitung liegt in den bewährten Händen des Herrn Oberlehrer Wünsche als Bundesvorsitzender, des Herrn Stadtrat Fischer als Schriftführer und des Herrn Kupfer-Schlettau als Kassierer. Bundeschormeister ist unser bewährter Herr Kirchenmusikdirektor Wagner. Die Größe des jetzigen Sängerbundes machte die Einteilung desselben in Gruppen erforderlich. Buchholz und die Umgebung gehören zur Ostgruppe, deren Vorsitzender Herr Lehrer Mitte ist.
Weitere große Gesangsfeste fanden in Buchholz statt u. a. in den Jahren 1881 und 1903. Über erstgenanntes gibt nachstehende ergötzliche Erzählung in erzgebirgischer Mundart ein treffendes Stimmungsbild.
Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 50 – Sonntag, den 12. Dezember 1926, S. 1