Geschichten aus dem Erzgebirge

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 2 – Sonntag, den 10. Januar 1937, S. 6 – 8.

Das Geheimnis der Bodenkammer.

Sie hieß Franziska und bewohnte die Mansarde im Hause meines Vaters. Franziska oder Franzel, wie ich sie nennen durfte, war schon eine ältere Frau. Sie war abergläubisch und konnte so schöne Schauergeschichten erzählen. Ihr Mann ging in den Schacht. Er verdiente soviel, daß er seine Familie recht und schlecht ernähren konnte. Die beiden Alten hatten drei Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen. Der ältere Sohn diente in einem vogtländischen Städtchen beim Militär – der Vater war stolz auf ihn – der andere, ein kleiner, schwächlicher Junge, das Nesthockerchen, wurde mein Freund. Ihm gegenüber fühlte ich mich stark und mächtig, und meine wildesten Bubenstreiche und Abenteuerfahrten habe ich mit ihm ausgeführt. Er hat viel leiden müssen – um meinetwillen. Es war nicht recht von mir. Wie hat er mich oft so traurig mit seinen Braunaugen angeblickt und nach seiner Mutter gerufen – draußen auf einsamer, dunkelnder Weide oder an verlassenen Feldrainen. Er hat nichts von alledem zu Hause gesagt. Franzel konnte sich’s deuten, wenn sie unsere lehmstrotzenden, nassen Schuhe und unsere frostblauen Gesichter ansah. Ihre Stirn legte sich dann immer in Falten, zwei dunkle Augen, groß aus ihren Höhlen hervortretend, schossen geheimnisvolle Blitze auf mich. So kam sie in etwas gebückter Haltung auf uns zu, als wir wieder einmal abends in das Dämmerdunkel der kleinen, warmen Küche traten. Unsere Strümpfe waren wie aus dem Wasser gezogen. Wir froren. Hörbar klapperten unsere Zähne. Als ich ein paar beruhigende Worte wie zur Entschuldigung hervorgebracht hatte, fing sie an zu schelten und zu drohen und rief den lieben Gott um seine Hilfe an. Etwas Geheimnisvolles, Prophetisches lag in ihren Worten, so daß mich ein kalter Schauer überlief und ich mir vornahm, von nun an ein anderer Junge zu werden. Wie ein reumütiger Sünder saß ich im Dunkel der Ecke unter der schiefen Dachwand und wagte kein Wort mehr über meine Lippen zu bringen. Mein Freund weinte leise. Er tat mir leid. Das war einen Tag vor dem Heiligen Abend.

Am Vormittage hatte ich in unserer Bodenkammer gesessen und hatte den Paradiesgarten und die Schäferei wieder hervorgesucht. Ein kleines, berußtes Fenster erhellte spärlich den Raum. An der einen Seite stand eine alte, verschlossene Lade. Mit allerlei buntem Zeug war sie bemalt, und der Staub der Jahre lag in dicker Schicht auf ihrem Deckel. Ich hätte gern gewußt, was in ihr schlummerte! Man hat mich nie hineinsehen lassen. Der große, schwere Schlüssel, rostig und kunstvoll gearbeitet, hing wie ein Geheimnis im Sekretär meines Vaters. Am Silvester, wenn meine Schwestern durch den „Lodschlüssel” das flüssige Blei gossen, das zischend ins Wasser rann, durfte ich ihn einmal anfassen. – Er hätte gut in die knochigen Hände Franzels gepaßt. Mich fröstelte. – Ihre dunklen Augen wären durch ihn noch stechender geworden. Ich fürchtete mich manchmal vor Franzel, obwohl sie stets gut zu mir war. — Es war still hier oben, unter mir lag Franzels Wohnung. Und in dieser Umgebung noch zu sein! Ein paar alte, mottenzerfressene Hosen und Jacken, ein zerrissener Strohhut mit verschossenem Band, ein Stoß schwarzer Kuchenbleche an der Wand, ein Haufen Leinensäcke, aus deren Löchern bunte Lappen und Lumpen herausguckten, daneben ein verrosteter Petroleumofen, Berge von unbrauchbaren, pensionierten Küchengeräten aus Groß- und Urgroßväters Zeiten – alles staubbedeckt, grau und glanzlos. Und wie das roch! Da hingen nun Jahre schon ganze Sträuße vertrockneter Dille und Kümmel, Majoran und Beifuß von der Decke, so daß man sich bücken mußte, um nicht anzustoßen. Aus alten Arzneifläschchen, teils mit Inhalt, kamen Duftwellen und bildeten ein unzerlegbares Gemisch von Gerüchen. – An einem langen Nagel hing auch mein selbstgenähtes Sanitätstäschchen mit einem windschiefen roten Kreuz darauf, ein Überbleibsel von Soldaten- und Indianerspielen vor zwei Jahren. Franzel hatte immer böse Augen gemacht, wenn ich mit diesem Dinge bei ihr eintrat und meinen Freund fortlockte. — Am Abend also jenes Tages vor dem Heiligen Abend wurde mein Freund krank. Er fieberte stark und wimmerte. Die Brust tat so weh! Franzel hatte Berge von Kissen um ihn aufgebaut. Seltsam flammte die alte Petroleumlampe, deren müder, roter Schein sich in den Facetten des Lichtschirms spiegelte. Ich saß noch still in meiner Ecke. Das Herz klopfte gewaltig. Wie, wenn er stirbt? – Du bist schuld! – Warum hast du ihn bei dem naßkalten Wetter mit zum Hasenjagen hinausgenommen? Warum hast du ihn nicht hineingehen lassen? Er bat dich doch so flehentlich drum. – Er wußte auch nicht den Weg, den langen Weg durch den einsamen Schnee! – Und diese Kälte! Wie die jetzt noch im Gesichte fraß! – Schwere Schritte im Hausflur. – – Der Arzt! – – Eine schwere Lungenentzündung. – – Gott! Lungenentzündung! – Ob er daran stirbt? Ich konnte die Nacht nicht schlafen und saß am anderen Morgen wieder an seinem Lager. – Meine Weihnachtssachen schleppte ich hinauf zu ihm.

So vergingen bange Tage. – Der Silvesterabend dämmerte durch die Fenster herein. Franzel hatte uns da immer gruselige Geschichten erzählt. Heute schwieg sie, bis sie der Kranke bat, zu erzählen. Sie trug keine Bedenken: denn sein Zustand hatte sich gebessert, das Fieber war auch gewichen. Huh! Wie war das schön! Da klapperten Geister durchs Zimmer und wackelten mit dem Kopfe. Gräber taten sich auf, und dumpfe Glocken heulten. Kirchen waren um Mitternacht erleuchtet. Dort hielten die Toten Gottesdienst. Friedhöfe, die sonst still im Mondenschein lagen, wurden lebendig. Geizhälse fielen in bodenlose, dunkle Schächte, die sich hinter ihnen donnernd schlossen. Auf einsamen Waldkreuzwegen standen „horchende” alte Weiblein und Männlein. Sie hatten helle Kreise um sich gezogen. – Das „Horchen” fesselte mich. In die Zukunft hätte ich auch gern einmal gelauscht. Es ist mir deshalb von den Geschichten, die Franzel erzählte, nur eine klar und hell im Gedächtnis geblieben. Fast kein Silvester vergeht, an dem ich nicht „die Geschichte vom gespenstischen Leichenzug am Silvesterabend zu Schöneck” und was mir damit passierte, im Kreise lieber Menschen erzähle oder wenigstens an sie denke. – Also „gehorcht” hatte der alte, gute Schneider. Er war spät abends noch auf den Oberboden gegangen, um Zwirn zu holen. Dabei hatte er, unter einem Dachbalken stehend, der gegen Morgen zu gerichtet war, ein Vaterunser gebetet, weil durchs Fenster eine so schöne Winternacht hereinsah. Und wie er so stillfroh die Dorfstraße hinabschaut, sieht er den Leichenzug seines Bruders, des Müllers drunten in der Bockmühle, daherkommen, und auf jedem Hause ein Flämmlein leuchten. – Sein Bruder starb in diesem Jahre und Schöneck ging in Flammen auf. Das war doch seltsam! Ob ich’s auch einmal versuche? — Franzel hatte aufgehört zu erzählen. Ich schlich im Dunkel hinunter.Die Hauslämpchen waren ausgelöscht. Mein Vater saß noch auf dem Schusterschemel. Er hatte noch eilige Arbeit. So, den Kammerschlüssel hätte ich. Kaum hörbar stieg ich die Holztreppe zum Dachboden empor. Es war um die neunte Stunde. Nichts rührte sich, nur die dumpfen Hammerschläge meines Vaters kamen herauf. Vor der Türe stand ich still. – Mein Herz pochte schnell und laut. Ferne läuteten Glocken. – Hastig schloß ich auf. Die Tür klemmte. – Mit aller Kraft riß ich an ihr. Da – ein Ruck! Die ersten Worte des Vaterunsers hatte ich mir schon zurecht gelegt! –, da fing ein Rumoren und ein Spektakel drinnen an, als wenn alle verstorbenen Geschlechter wieder aufgestanden wären und würden gerad vor meinen Füßen zerschellen. Dann ein Splittern und Stampfen, ein Tasten und klirrendes Rollen. Hohl und zugleich hell hatte es in der alten Lade aufgestöhnt, als ob ein Saiteninstrument einen Fußtritt bekommen hätte. Es funkelte und grinste vor meinen Augen. Mein Herz stand auf Augenblicke still. – Ein Schrei! Ich wollte fort. Die Beine trugen mich nicht. – Glocken klangen – Türen schlugen – ein Licht tauchte an der Bodentreppe auf. Franzel stand dort mit einer Lampe – unbeweglich, blaß. Ihre Augen hingen förmlich aus den Höhlen. „Ein Geist ist in der Kammer!” – – –

Ein sonniger Neujahrsmorgen lag in der Bodenkammer. Beschämt stand ich oben, sammelte die schwarzen Kuchenbleche und lehnte sie wieder an ihren Platz.

Wos dr Toffel-Ernst drlabbt hat.

Dr Toffel-Ernst in Mauersbarg – Gott hoome salig – war fei kaaner, dar ne Leiten äwos fürmachen tat, un die Geschicht, die ‚r mir drzöhlt hot, is asu wahr wie ä Ame in Vaterunser. Wie er noch ä klääner Gung war, mußt ‚r oft senn Vater bei dr Arbet halfen, ‚r mußt spuln. Wie se mitenannter wieder ämol über dr Arbet soßen, do kimmt ä klaans Mannel zor Tür rei in en grünn Gackel. Dos sogt zun Ernst senn Vater: „Iech ka dir ä Handwarksvörtel weisen, saah har!” Doderbei bracht ‚r klaa Schachtele aus dr Tasch un machet’s auf. Do warn lauter klaane Wörmle drinne, die hatten gruße Aagle. Un nu torbieret dos Mannel ne Vater, doß ‚r dos Schachtele kaafen söllt. Dar oder ließ sich of nischt ei. Dos Mannel saht immer wieder: „Kaaf dos Schachtele, nochert gieht dei Arbet viel schönner!” Oder dr alte Toffel saht: „Nischt ward! Iech ho kaa Gald vor sötts olbersch Zeig!” Off ämol war dos Mannel wag! Dr Alte macht de Tür auf – nischt war ze sah! Dos Mannel war wag. Wie dr Alte wieder reikam, saht ‚r zun Gung: „Ernst,” saht ‚r, „wäßt du, war dos war? Dos war dr Teifel! Wenn iech dos Schachtele kaaft hätt, hätt er uns allezamm gehult!” Dr Gung saht kä Wort, oder ä Gänshaut is ne aufgeloffen wie ä Riebeisen!

U’geschliffen.

Von W. Nobis.

Dr Winkler-Maa drubn vom öbern Dorf war ’ne Seel von en Mensch, gemütlich un vrtraaglich, alleweil fidel un lustig; kurzüm ä Kerl, wie ‚r in de Welt paßt. Doß ‚r nu akkurat net ’s Pulver derfunden hatt‘, dofür konnt‘ r‘ ja nett. ’s ward vieln annern ah esu gieh. Schü in dr Schulzeit war ‚r von alln Leiten gern gelieten, sugar vom Schullehrer, wenn ‚r dan ahdurch senn schwärn Vrstistemich a manche harte Nuß aufzebeißen gob. Oer sist war ‚r doch ä racht gutwilligs un a’stelligs Kind. Bluß mit ’n bissel Merks (Gedächtnis) wollt’s siech durchaus nett eirichtn. Do war dr Winkler-Maa wie ä Faß mit Löchern: hier rei, do naus. Wieviel hot siech dr Richter-Lehrer Müh gabn! Wos hot’s ’n zun Exempel für A’strenging gekost, eh ‚r dos Gungel suweit hatt, daß ‚r zen Harrn Lehrer „Sie” saht. Noch in dritten, viertn Schulgahr passieret’s ne, doß ‚r in dr Raasche (Aufregung) „du” rausplatzet. Do fällt mr gerod esu ä „Fall” ei: Eenes schinn Togs – dr Lehrer stand zr Vasperpaus‘ mit senn Kolleg vor dr Haustür – gob’s ne kolossale Aufreging für de klänn Winkler-Maa. Wie ‚r namlich hinten draußen of’n Schulplatz trot, sooch ‚r gerod, wie ne Richter-Lehrer sei grußer, grauer Kotrich (Kater) mit en machtign Wurschtzumpel aus’n Küchenfanster raushuppet. Dos Gungel, nischt versahe, krieget en Stacken ze sacken un feget dan Spitbub nooch. Wie ‚r üm de Hauseck rümkam, sooch ‚r ne Lehrer traten. Ganz außer Oten haschet (häschen) ‚r: „Du, Sie, Harr Richter! Do Deine Katz frißt Ihre Wurscht.” Naa, wie dos trollig klang! Die zwä Lehrer hob’n nett garschtig gelacht. Mit dan „Sie” stieht dr Winkler-Maa heit noch of Kriegsfuß. In senn Dörfel hat ‚rsch hallich (dafür) ah net nutwennig, dos garschtige Wörtel ahzewendn. Do gieht alles of du un du. Un zieht mol aaner von wu annersch har, do spricht ‚r in seiner gemütlichn Art un Weis‘ „Ä wos, iech denk, mr sprachen geleich du zu enannr.” Ämol hot ‚r sich ä Stückel geleist’t wos bluß dr Winkler fartig brengt. ’s war an en schinn Harbist-Sunntignoochmittig. Unner Maa hatt siech seine Stiefeln ahgezugn, ä Körbel genomme un war in de Schwamme gange. Do, wie ‚r aus en Dickicht raustrot, kam ä fein ahgezugner Maa off ne zu. „Ach, guter Mann!” saht dar, „ich komme aus Wernersgrün und will nach Schwarzenbach. Ich habe den Weg verfehlt und irre schon zwei Stunden im Walde herum. Bitte können Sie mir nicht sagen, wie ich am besten nach Schwarzenbach komme?” „Nooch Schwarzenbach?” maanet dr Winkler-Maa treiherzig un zeiget off en Waldwag, „do mußt de do nei giehe.” Dar Maa horchet nett schlacht, wie ‚r „du” gehaaßn wur. „Na, erlauben Sie mal,” ging ‚r in den Höh‘, „ich bin der neue Bürgermeister von Schwarzenbach!” „Do mußt de ah do nei giehe!” versetzet dr Winkler-Maa u’beirrt un schlumpret mit senn Schwammekörbel wetter.

Egal äwos Nei’s un nischt Gescheit’s!

Äwos Nei’s war aufkomme in unnern Dorf, wu bis itze niemand dra gedacht hätt: Zensurn für de Schulkinner! Habn do de Kinner gelauscht, wie n dr Harr Lehrer die Sach äsu ausenannerposementiert hot! „Ja,” saht ‚r, „do kriegt jed’s ä Büchel, un do stieht alls drinne, wenn epper aans net racht gefolgt hot, un wenn aans de Sprüch‘ net gelarnt hot, un ah, wenn aans net gut lasen un schreibn un rachne ka! Dos stieht alles drinne!” Dos war nu ä biese Sach für de Kinner zamm, vollerscht für de Gunge, ’s war halt doch dar un gener, dar ä wing offn Kerbholz hatt! Ne Schuster-Heiner sei Grußer saht derhalbn zu en Leidensgefahrtn: „Egal äwos Nei’s un nischt Gescheit’s!” Dr Sommer vrgahng, Michaele kam ra un dodermiet ah de Zeit, wu’s de Zensurn gabn sollt. De letzten Woch‘ habn de arme Kinner von wetter nischt gestrieten, wie von dan biesen Zensurn. De Maadle konnten fei gar nimmer schlofen. De Gunge hobn besser schlofen könne. Wie dar gruße Tog do war, soß dr Schuster-Heiner off senn Sassel un hantieret an en alten Stiefel rüm. Dr Gung war in dr Schul, dar söllt heit seine erschten Zensurn miet ehem bränge. Wie nu mei Schuster äsu ä Zwack nooch dr annern neischlögt, do gieht de Tür auf, dr Gung kimmt rei, haat sei Schulzeig hie in dr Eck un will wieder naus an de frische Luft. Do sogt dr Vater: „Nu, de Zensurn sei wuhl gar net äsu racht extra? Hä?” Do saht dr Gung: „I, Vater,” saht ‚r, „de Hauptsach is, doß mr alle gesund sei!”

Wuhar kennst de miech?

(Annaberger Mundart.)

Gewöhnlich sogt mr’sch von de Berlinder Schustergunge: Dos sei geriebne Kunden; die stecken Dinger raus, an die unneräns kaum dächt, geschweig, doß mr sche ausführn tät. Ober ’s fahlt aa bei uns nett an sitten Brüdern. Iech ho’s emol gesah wie sich su e Annebarger Kartengassenhung (die Jungen der Kartengasse in Annaberg standen im Rufe besonderer Pfiffigkeit) of ganz schlaue Weis‘ äne Mark vrdient hot. An Mark (Markt) bein Frey-Loden stieht e feiner Maa, aus Annebarg war ‚r nett, e Fremder war’sch, war wäß wuhar. Dar hatt ene Quetschbrill off dr Nos‘, vorne e goldenes Uhrkeetel, in dr Hand hielt ‚r ene Postkart, die ‚r vornst erscht in Museum an seine Fraa geschriebn hat, die wollt ‚r of de Post schaffen, ober dos hat käne Eil, drüm begucket ‚r sich erscht in aller Gemütsruh die A’denken mit schinn Annebarger Bildeln un annere Sachen, die in dan Lodenfanster stinne. Un do stand ‚r nu do, Zeit mocht ‚r mehr wie zeviel hobn, den Händ mit dr Postkart hintennüm gehalten, un mit’n Spazierstock baumelet ‚r hie un har, wie mr abn nu mannichmol gemütlich stieh bläbbt, wenn mr su rümzottelt. ’s muß schie sei, wenn mr sich mol su racht gieh lassen ka un sich net ze kümmern braucht, wu mr de nächste Vörtelstund sei muß, un abn ne liebn Gott en fromme Maa sei läßt. Do kimmt mei Lurian, dr Kartengassengung, dar sich en Lottich machen wollt, guckt sich dan fein’n Maa von hinten a, stellt sich dann nabn ne na, ziht de Mütz ro und sogt: „Guten Tag, Harr Wilsdorf!” Do fährt dar Fremde in den Höh‘, guck dan Gung a wie ‚r drtappter Spitzbub ne Schandarm un sogt: „Nanu, kennst du mich?” „Eiju!” „Suuu? Ober iech kenn diech net.” „Schad’t aa nischt.” „Nu, wuhar kennst de miech dä?” „Dos möchten Se wuhl garn wissen?” „Du bis doch von do, nowarr?” „Hah.” „Wie kast de miech dä do kenne! Iech bie net dr Harr Wilsdorf.” Dos soget ‚r när, weil ‚r dan Gung kumfus machen wollt. „Sie sei abn dr Harr Wilsdorf! Sie möchten sich wuhl rausschwindeln? Gibt’s nett!” „Nu, do sog när ämol, Gung, wuhar du miech kennst!” „I, wenn Sie’s när sei, dos annere braucht Se nett ze kümmern!” „Gung, du machst miech neigierig, kriegst ene Mark, wenn de’s sogst!” „Ene Mark? Erscht raus drmiet! Besser is besser.” Un dar Fremde rückt ene Mark raus. Dos Ding is doch zu närrisch! Dohier in dare wildfremden Stadt e Bekanntes ze traffen! „Also, wuhar wäßt du dä, war iech bie?” Do gibt’s dr Gung zum besten. „Dos stieht ja off dare Postkart, die Sie an Ihre Fraa geschriebn hobn!” Dar Fremde guckt erscht, nochert nimmt ‚r sen’n Spazierstock huuch wie dr Kanter ’s Rohrstäckel, un „Schar diech ehäm!” schreit ‚r. Dar Gung läßt sich do net zwämol sogn, dar saust mit dare verdientn Mark drvu. Dr Fremde kimmt sich fürn Aagnblick vür wie ageleimt, denkt ober nooch ener Weil: „Dar Spaß hot mir gefalln, när hätt e Fümfer aa zugelangt!”

Emil Müller.

Se ka amende racht hobn!

„Karline,” saht dr Schuster-Heiner, wie ‚r aus’n Miletärnerei” ham kam, „Karline,” saht ‚r, „hot oder dar neie Schulmaaster heit ä Red geta! Orntlich warm ist mir wor’n! Wenn wieder ämol Vrsammling is, waar iech ah ämol ä Red halten!” Do saht de Karline treiharzig: „August,” saht se, „wenn de äwos halten willst, do halt’s Maul!”