Aus der Zeit der alten kurfürstlichen Leibgarde in Dresden.

In der alten guten Zeit, als in Dresden die alte kurfürstliche Leib-Grenadier-Garde zur Wache aufmarschierte, hatte der Soldatenstand seinen eigenen Charakter. Von befreundeter Seite wird uns ein kalligraphisch fein mit Schnörkeln und altem Siegel versehener Entlassungsschein für einen alten Leibgrenadier vorgelegt, der gewiß unsere Leser besonders interessieren wird. Wer von der Armee wieder frei kommen wollte, mußte einen Ersatzmann stellen. Das alles kommt in dem nachfolgenden Textabdruck sehr originell zum Ausdruck:

Abschied
vor den Bey der Churfürstl. Leib-Grenadier-Garde
und des Herrn Obrist de Gondé Grenadier-Compagnie
gestandenen Grenadier Christian Gottlob Preis. *)

Sr. Chur Fürstl. Durchl. zu Sachßen bey Höchstderoselben
Leib-Grenadier-Garde bestalter Obrister und Commandant,
auch Ritter des Militair Ordens Scti. Henrici

Ich, Petrus Franciscus De Gondé
Füge hiermit zu wißen daß Vorzeiger dieses,
Christian Gottlob Preis

gebürtig von St. Catharinenberg in Buchholz seiner Profeßion ein Fleischer, zwey und zwanzig Jahr alt, in allen vier Jahr bei der Churfürstl. meinem Commando dermahlen gnädigst anvertrauten Leib-Grenadier-Garde, und meiner unterhabenden Grenadier-Compagnie, als Grenadier gedienet, und diese ganze Zeit über sich sowohl auf Zug und Wachten, als auch in allen andern anbefohlenen Herren Diensten, dergestalt ehrlich und rechtschaffen erwiesen, daß Ich und die Mir nach ihm aber vorgesetzten Officiers ein sattsames Vergnügen und Wohlgefallen darüber zu bezeigen Ursach gehabt, und selbigen noch länger im Regiment zum Dienst wißen auch behalten mögen. Weiln er aber, um seinen Eltern in der Wirthschaft beystehen zu können, gegen Stellung des Grenadier Johann Gottlob Grundmann, um seinen Abschied geziemend angesuchet hat: Als habe ihm damit nicht entstehen wollen, und wird derselbe Kraft dieses, seiner Dienste, ohne Praejuditz der Invaliden Caßa entlaßen, und von dem bisherigen Engagement ledig und losgesprochen, dergestalt, daß weder von Seiten des Regiments, noch überhaupt der hiesigen Armée, an seiner Person zu Kriegsdiensten weiter einiger Anspruch zu machen sey. Es gelanget demnach an alle hohe und niedere Militair und Civil Bediente, auch Jedermann dem dieses vorgezeiget wird mein resp. Dienst- und freundliches Füchen, obgedachten Grenadier, Christian Gottlob Preis, nicht nur aller Orten sicher und ungehindert paßiren, sondern ihm auch seines löbl. Wohlverhaltens wegen, allen geneigten Willen und Aufnahme angedeihen zu laßen; inmaßen solches bey vorfallender Gelegenheit, nach Standes Gebühr zu erwiedern, so bereit als willig bin. Urkundlich habe ich diesen Abschied eigenhändig unterschrieben, und unter meinem angebohrnen Petschaft authorisiret. So geschehen Dreßden, den 15 den Julii 1775.

Petrus Franciscus de Gondé.

*) Der Familienname Preis wurde später durch Pfarrer Preuß umgeschrieben. (Original befindet sich im Besitz des Herrn Stadtrat Theodor Preuß hier.)

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 3 – Sonntag, den 16. Januar 1927, S. 2