Als die Schönbrunner Kirche noch katholisch war.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 31 – Sonntag, den 29. Juli 1928, S. 3 – 4.

Von Dr. M—r.

Unweit der Stadt Wolkenstein liegt das freundliche Dorf Schönbrunn. Mit seinen schmucken Häusern, umgeben von hohen schattigen Bäumen, macht es einen überaus anheimelnden Eindruck. Schon in einer alten, fast 200jährigen Chronik wird es als ein „feines” Dorf bezeichnet. Schönbrunn, in alten Urkunden Schönborn genannt, bestand schon lange vor der Reformation. Seine ehrwürdige Kirche war in der katholischen Zeit nur eine kleine Kapelle, enthielt aber kostbare Reliquien, weshalb, wie der Chronist berichtet, „dahin aus Wolckenstein gar häufige Wallfahrten angestellt worden. Insonderheit soll ein Stückgen Leinwand von der Jungfrau Maria ihrem Hembde dabey gewesen seyn.”

Damals soll sich auch an der Außenseite der Kirche, so wird uns weiter erzählt, eine höchst merkwürdige Grabtafel befunden haben. Auf ihr sei ein mit dem Tode kämpfender Mensch abgebildet gewesen, dessen Seele sich gerade anschickte, den Körper zu verlassen. Sie habe menschliche Gestalt gezeigt und phantastische Gewänder angehabt. Darüber hätte folgende Inschrift gestanden:

„Es krümmt, es kratzet, nagdt und beißt,
Wenn Leib und Seel von ander reißt”.