Die Parochie Crottendorf.

In einer alten Chronik finden wir folgende interessanten Aufzeichnungen über Crottendorf:

Crottendorf oder Krottendorf, dessen Name sich entweder von Crodo, dem Priester des Götzen Froon, dessen Bild in diesem Tale gestanden haben soll, oder von Kröte, da das Kirchen- und Gerichtssiegel eine Schildkröte darstellt, oder von dem plattdeutschen Groten Dorp, d. h. großes Dorf, ableitet, ist eines der ältesten und größten Dörfer im Erzgebirge, das nach Lehmanns Erzgebirgischem Schauplatz schon im 12. Jahrhundert stand und sonst mit Ober- und Unterwiesenthal, Scheibenberg, Neudorf, Oberscheibe, Mittweida, Großpöhla und Rittersgrün ein eigenes Amt bildete, welches 1559 von den Herren von Schönburg an Sachsen verkauft und dem Kreisamt Schwarzenberg einverleibt ward.

Jetzt zählt es 85 Bauergüter, 57 Mannschafts-, 130 Mund- und 11 Hausgenossenhäuser und darin nahe an 3000 Einwohner, welche sich mit Landwirtschaft, mit Betreibung aller Handwerke, da der Ort eigene Innungen hat, mit Spitzenklöppeln und Handeln beschäftigen. Auch hat der Ort eine Papierfabrik, 7 Mahlmühlen, 2 Brettmühlen und eine Oelmühle. Auch sind noch die Ruinen des ehemaligen Churfürstl. Jagdschlosses neben dem hiesigen Erbgerichte zu sehen. Bei Crottendorf befindet sich auch ein Marmorbruch, der erst 1587 durch einen Churfürstl. Baumeister, namens Johann Maria Roßein, entdeckt wurde, und der dann den schönen weißen Marmor zum Churfürstl. Begräbnis in der Freiberger Domkirche, 6000 Zentner zum Rathausbau in Amsterdam, ferner zur Statue des Königs Friedrich August vor dem Peterstore in Leipzig, zu Gellerts Monument auf dem Schreckenberge daselbst, zu den Platten in der Hofkirche zu Dresden, sowie zu unzähligen Grabdenkmälern im In- und Auslande lieferte und noch jetzt viele Bildhauer und Marmorarbeiter beschäftigt. Die kleinen Stücke werden in den dabeistehenden Kalkwerken zu Kalk gebrannt, über welche, nebst den fiskalischen Torfstechereien, ein Königl. Inspektor gesetzt ist, so wie die großen Oberforste von Crottendorf durch 3 Königl. Förster beaufsichtigt werden.

Crottendorf hat ferner eigene Gerichtsbarkeit, nämlich die Untergerichte, Erbschaftsregulierung und Rügensachen, ferner eine Schützengesellschaft; sonst 2 Jahrmärkte, die aber mit nach Schwarzenberg verlegt wurden, jetzt einen bedeutenden Viehmarkt und noch viele alte Gerechtsame.

Von der Kirche.

Bei dem hohen Alter von Crottendorf selbst kann es nicht wundern, daß die erste Kirche in den 1640er Jahren schon baufällig zu werden anfing, wozu noch kam, daß 1643 den 18. Juni abends 7 Uhr der Blitz in den Turm und die Kirche schlug, der zwar nicht zündete, aber viel zerschmetterte. Daher erbaute man 1653 und 1654 die jetzige, viel größere, helle und geräumige Kirche, mit einem schönen Altar, Marmortaufstein, sehr guter Orgel, einem auf dem Dache befindlichen Kirchturme mit 4 Glocken, und das ganze seit dem heurigen Jahr mit Blitzableiter versehen.

Das Kirchenvermögen beschränkt sich nur auf 500 Tlr. und ein Kunzisches Legat von 130 Tlrn. gewährt den hiesigen zahlreichen Armen die Zinsen.

Die Pfarrwohnung befindet sich in sehr gutem Stande, da sie, nachdem die ältere 1639 durch Blitz ganz eingeäschert worden war, und die darauf neuerbaute Pfarre 1648 wieder abgebrannt war, vom Jahre 1649-1656 ganz neu aufgeführt und auch seitdem immer in gutem Stande gehalten ward.

Als Pfarrer waren an der Kirche zu Crottendorf angestellt: 1. Abraham Schroot, von 1539 an, in welchem Jahre die Reformation hier eingeführt ward. 2. Michael Rüdiger, von 1545-1547. 3. M. Thomas Böhme, 1548. 4. Adam Schütze. 5. M. Mich. Günther aus Rochlitz. 6. Michael Stelzner, unter welchem nebst der Pfarre 1639 auch alle Kirchenbücher mit verbrannten. 7. Albinus Weigel, bis 1659, unter welchem durch Blitz am 2. Juli 1648 die Pfarre wieder bis auf die Stube niederbrannte, in welcher der Pfarrer während des schweren Gewitters mit seinen Kindern betete. 8. M. Christoph Schindler, aus Schneeberg, unter welchem den 20. Juli 1665 ein Wolkenbruch 14 Häuser hier wegriß und 13 Menschen tötete (verstorben 1669). 9. M. Peter Thieme, aus Dresden, bis 1685. 10. Joh. Christoph Günther, aus Wolkenstein, bis 1696. 11. M. Christian Kräyer, bis 1726. 12. Christoph Nitzschke. 13. M. Adolf Gottfried Vogelsang, bis 1742. 14. Johann Christian Hertel, bis 1745. 15. M. Johann Samuel Wenzel, bis 1778. 16. M. Chr. Ernst Weigel, bis 1780. 17. Johann Leberecht Uhlig, bis 1807. 18. M. Karl Gottlieb Timmel, vorher in Kühnhayda, dann hier bis 1824. 19. Chr. Gottfried Ramsdorf, kam vom Pfarramt zu St. Moritz in Zwickau hierher und starb 1832. 20. M. Chr. Gottlob Ferdinand Richter, geboren 1796 zu Bärenstein bei Annaberg, seit 1821 Mädchenlehrer und Organist in Scheibenberg, 1823 Rektor in Buchholz und seit 1832 Pfarrer allhier.

Schulen befinden sich 3 in Crottendorf mit 500 Schulkindern.

Die Haupt- und Kirchschule erfuhr 1819 einen gänzlichen Umbau und ihr seit 1871 angestellter und seit 1832 mit 600 Tlrn. fixierter Lehrer ist Johann Gottlob Dietsch aus Plauen.

Die Collaboratorschule im Mitteldorf wurde 1832 neu begründet und das neue, schöne Schulhaus 1836 feuerfest erbaut. Die mit 125 Tlrn. fixierte Schulestelle aber ist jetzt eben vakant.

Die ständige Schule im Oberdorfe, wo sonst nur ein Kinderlehrer war, wurde ebenfalls 1832 neu fundiert, sowie 1837 ein neues, schönes, massives Schulhaus für den seitdem mit 150 Tlrn. fixen Gehalt angestellten Lehrer, Johann Gottfried Leube erbaut.

Auch hat hiesiger Ort 3 Klöppelschulen, in welchen auf Staatskosten das gewöhnliche Spitzenklöppeln armen Kindern gelehrt, und in einer besonderen, von Herrn Spitzenhändler Schreiber aus Dresden dirigierten Anstalt, echte Brüsseler Spitzen gefertigt werden, worüber der jetzige Pfarrer ebenfalls das Inspektorat führt.

Die Kollatur über die nur eine Gemeinde bildende Parochie Crottendorf hat sowohl hinsichtlich des Pfarramtes, wie der 3 Schulstellen das Hohe Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 15 – Sonntag, den 10. April 1927, S. 2