Aus dem Buchholz von Einst.

Der einstige Buchholzer Schießhausplatz.

Vorstehendes Bild zeigt eine lokalhistorische Stätte unserer Stadt am Buchenholz: Den Schießhausplatz mit dem alten Schützenhaus, ein Schank- und Tanzsaalgebäude mit Wohnung, das dazugehörige Wassergebäude, das Schießstandgelände und das Kegelschubgebäude. Viele unserer Stadt werden sich noch erinnern, wie lustig es immer in dem alten Schießhaus zuging. Viele große Festlichkeiten wurden hier abgehalten, so auch das 4. Obererzgebirgische Gesangsverbandsfest am 20. August 1850. Fast allsonntäglich huldigten Mitglieder der Priv. Schützengilde von Buchholz auf den einfachen Schießständen am Schießhause dem Schießsport. Geschossen wurde dort entlang der Sehma in der Richtung der heutigen Rostfabrik bis zur Männerturnvereinshalle.

Am 24. Juli 1893, früh ¼ 5 Uhr, brannte das weit über die Mauern von Buchholz hinaus als gute Schank- und Speisestätte und als Ballhaus bestens bekannte Schießhaus ab. Besitzer war sr. Zt. Oswin Otto, der das Schießhaus erst vom 1. Mai 1893 ab bewirtschaftete. Der Wirt und seine Familienangehörigen sowie seine Bediensteten hatten sich gerade zur Ruhe begeben. War doch die Unglücksnacht eine Nacht von einem Sonntag zum Montag, eine Nacht, in der das Tanzbein auf dem Schießhaussaale tüchtig geschwungen worden war. (Charleston wurde aber noch nicht getanzt!) Auch in den übrigen Schankräumen hatte reges Leben geherrscht, fand doch am Sonntag die Weihe einer neuen Fahne für die Posamentiermeisterinnung statt. Die Weihe der Fahne war durch Herrn Pastor Püschel vollzogen worden. An derselben nahmen viele Buchholzer Ortsvereine und Innungen mit ihren Fahnen teil. Die geweihte Fahne und alle übrigen Vereins- und Innungsfahnen waren auf der Gallerie des Schießhaussaales aufgestellt. Feuchtfröhliche Weihestunden dehnten sich bei den Teilnehmern bis weit über Mitternacht hinaus und so kam es, daß fast alle Ortsvereine ihre Fahnen im Schießhaussaale stehen ließen. Lediglich die eben geweihte Fahne der Posamentierinnung nahm ein eifriger Buchholzer Posamentiermeister mit in seine Wohnung. Nach 2 Uhr hatten die letzten Gäste die Lokalitäten verlassen. Die Bewohner des Schießhauses lagen im tiefen Schlummer, als sie durch Feuerlärm aus dem Schlafe geweckt wurden, welcher zunächst von dem Bäckergesellen Albin Süß und den Bäckerlehrlingen Emil Hilbert und Martin Burkert, sämtliche bei Bäckermeister Hermann Wagner (jetzt Geißler’sche Bäckerei), die das Feuer von da aus zuerst bemerkt hatten, geschlagen wurde. Es brannte zuerst nur in der Nähe des Schornsteines und dem Oberboden des Schießhauses. Das Feuer hatte jedoch im Nu den ganzen Dachstuhl erfaßt. An eine Rettung des Gebäudes war trotz der Anwesenheit sämtlicher 5 Feuerwehrkompagnien von Buchholz mit 5 Spritzen und Zubringern, der Cunersdorfer, Annaberger und Frohnauer Feuerwehren, nicht zu denken. Das Gebäude brannte vollständig nieder.

Das ganze Schießhausgelände hat sich seitdem wesentlich verändert. Die abgebrannten und die durch die Löscharbeiten demolierten Gebäude wurden abgetragen. Das Hauptgebäude, der jetzige Fremdenhof „Deutscher Kaiser“, wurde an die neugebaute fiskalische Talstraße gerückt. Das Wassergebäude war durch den Anschluß des neuen Gebäudes an die Hochdruckwasserleitung überflüssig geworden und das Schießstandgebäude wurde deshalb nicht wieder errichtet, weil das fernere Schießen auf dem Terrain überhaupt eingestellt und nach den neugeschaffenen Schießstandanlagen am Stadtwalde nahe der alten Schlettauer Straße verlegt wurde. Das Kegelschubgebäude wurde in das Hauptgebäude mit eingebaut.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 33 – Sonntag, den 28. August 1927, S. 1