Heimatfest und Tausendjahre in Schlettau.

Nachklänge und Bilder vom Festzug.

Vorbei sind die Festtage von Schlettau. Heimatfest und Tausendjahrfeier gehören der Stadtgeschichte an, die in ihrer Chronik nun für immer davon berichten wird, wie hier die Liebe zur Heimat und die Treue zu ihr in den Tagen vom 16. bis 19. Juli aufs neue einen weit ins Land hin leuchtenden Sieg feierten; wie Hunderte und Aberhunderte in jenen Tagen herbeikamen, um wieder einmal an der Stätte zu weilen, wo sie Kindheit und Jugend verlebten, schöne und schönste Stunden ihres Daseins und manche Sorge auch und schwere Stunden durchkosteten.

Bürgermeister Hempel und Senator Sinapius als Geiseln (1778).

In ausführlichen Berichten hat Schlettau’s Heimatblatt, deie Obererzgebirgische Zeitung den gesamten Verlauf des Festes und die Vorbereitungen für dasselbe geschildert; Nummern der O. Z., die, ruhend auch in den Archiven der Behörden und der Stadt Schlettau, kommenden Geschlechtern immer und immer wieder bis ins einzelste hinein erzählen werden vom Hochfest erzgebirgischer Heimatliebe in den Julitagen des Jahres 1927 zu Schlettau.

Aber nicht nur mit dem Worte will die Heimatzeitung die Erinnerung wachhalten an die Festtage in der alten „Muhme“, sie will auch der Nachwelt in Bildern berichten von dem, was in Schlettau in den Tagen des Heimatfestes und der Tausendjahrfeier sich zutrug. Sie will dabei vom Schmuck der Stadt und besonders vom Festzuge u. a., kommenden Generationen Bildliches vor Augen führen. In den Erzgebirgischen Heimatblättern der O. Z. sei darum heute in einer Reihe fesselnder Bilder für Gegenwart und Zukunft Interessantes an Aufnahmen aus den Heimatfesttagen auf diesen Seiten festgehalten, uns selbst, wie der Nachwelt zu immer wieder neuem und dauernden Gedächtnis.

Festwagen der Posamenten-Industrie.

Programmatisch war das Fest reich und historisch interessant aufgezogen. Die Ausschüsse hatten mit den Herren Stadtrat Schuldirektor Paul Thomas, Herrn Klubescheidt u. a. an der Spitze in vielen Monaten hingebender Arbeit Glänzendes geschaffen, dem nur die Ungunst der Witterung, namentlich am Sonntag, bedauerlichen Abbruch taten.

Festwagen der Firma M. Hänel, Kom.-Ges., Sturmlaternenfabrik.

Der Sonnabend mit der Eröffnung der Ausstellung und den beiden großen Festkommersen brachte einen stimmungsvollen, kerngebirgischen Auftakt. Dann der Sonntag, der leider so verregnete. Unvergeßlich wird allen der Festgottesdienst sein mit seinem wundervollen kirchenmusikalischen Teil und der tief ins Herz greifenden Festpredigt des Herrn Pfarrer Bitterlich. Tiefbedauerlich war es, daß dann der so prachtvoll und großzügig angelegte historische Festzug durch den stundenlang niedergehenden Regen so ungünstig beeinflußt wurde. Einige Bilder auf den Seiten dieser Heimatblätter werden für alle Zeiten daran erinnern, mit welch feinem geschichtlichen Sinn dieser Zug zusammengestellt war und wie die Einwohnerschaft Schlettaus auch hier in vorbildlicher Hingabe an das Fest sich einsetzte für das Gelingen desselben

Trommlerchor aus der Friedericianischen Zeit.

Auch von der Aufführung des Paul Thomas’schen Heimatfestspieles „Der silberne Vogel“ im Schloßhof haben wir Bildliches (folgt in nächster Nummer) festgehalten. Mit großer Begeisterung hat man bei all den Hunderten von Besuchern der mannigfachen Aufführungen des Stückes dasselbe aufgenommen, das in seinen 5 Aufzügen auf geschichtlichem Hintergrunde allerlei Historisches aus der Zeit um 1632 bringt, verwebt mit Schlettauer Lokalgeschichte und einer spannenden Herzensaffäre. Schloßhof, Park und Schloß selbst gaben für das Stück einen ganz hervorragenden szenischen Rahmen; wie auch die Aufführung unter Werner Vogelsang eine ganz hervorragende war.

Am Montag dann der sportliche Festzug und die Sportveranstaltungen, sowie das Abbrennen des Feuerwerkes und am Dienstag die Ausflüge in die Umgegend. – So war das ganze Fest ein Volltreffer.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 29 – Sonntag, den 24. Juli 1927, S. 1