Ein alter, ehemaliger Buchholzer, Herr Conrad Schmirk (jetzt Geringswalde b. Waldheim), übersendet uns für die Sonntagsbeilage „Erzgeb. Heimatblätter“ nachstehenden Artikel, den wir gerne zum Abdruck bringen. Gleichzeitig sei erwähnt, daß sich Herr Schmirk ganz besonders über das in Nr. 28 der „Erzgeb. Heimatlätter“ gebrachte Bild von der alten Schmiedel-Lob-Kneipe gefreut hat. Er schreibt: „Bei meinem letzten Dortsein freute es mich, die alte Schmiedel-Lob-Kneipe (alias „blutiger Knochen“) in den „Erzgeb. Heimatblättern“ abgebildet zu sehen, wie ich sie Anfang der 70er Jahre täglich vor Augen hatte, im Kontor von Carl Grund & Co. (gerade gegenüber), wo wir jungen Leute uns manches gruße Geloos Bier herüber holen ließen.“ Wir ersehen auch hieraus wieder, daß die „Erzgeb. Heimatblätter“ in unserem Leserkreise Anklang finden. Wir werden auch fernerhin bestrebt sein, das Blatt mit früheren Geschehnissen und Bildern auszugestalten und hoffen aber auch, daß uns die Leser dabei unterstützen und die „O. Z.“ als Heimatblatt in Freundeskreisen immer weiter empfehlen
Der Name Eisenstuck war im alten Annaberg ein wohlbekannter und hochgeachteter, und das Handelshaus Johann Jakob Eisenstuck & Söhne (später Eisenstuck & Co.) erfreute sich auch außerhalb Deutschlands in der Handelswelt eines vorzüglichen Rufes bis ins 19. Jahrhundert hinein, dann ist es aufgelöst worden, der Name hier erloschen. Im Dienste der Stadt Annaberg sind viele des Namens Eisenstuck hervorragend tätig gewesen. Die Geschichte der Stadt (Festschrift zur 400jährigen Jubelfeier 1496/1896) kennt
2 Bürgermeister: Christian Jakob Eisenstuck, 1795 bis 1801, der die Stiftung „Nötig und Nützlich“ errichtete und Christian Eisenstuck, 1827,
auch der Bürgermeister Reiche-Eisenstuck (1828-1836) kann hier wohl mit genannt werden.
Ein Diakonus Eisenstuck hat am 20. September 1796 in der Annenkirche eine „Vorbereitungsrede“ zur 300jährigen Stadtjubelfeier, die am Tage darauf stattfand, gehalten. In den auch für Annaberg sehr verhängnisvollen Hungerjahren 1816/17 wird neben anderen Wohltätigen auch ein Stadtrichter Eisenstuck genannt, der besonders der gegründeten „Backanstalt“ reichliche Geldspenden zufließen ließ. Ein Postdirektor Reiche-Eisenstuck hat im Jahre 1882 der Stadt die Kuppe des Schreckenberges geschenkt.
Die städtische Waisenanstalt (erst Münzgasse, dann im Marienstift, und 1841 eingegangen) ist von einem Eisenstuck gegründet worden im Jahre 1772.
Und nun die alten Kauf- und Handelsherren der schon oben genannten Firma Eisenstuck & Co., auch sie standen nicht abseits, wenn es galt, für die Stadt, für die einzelnen, für die Armen und Notleidenden Gaben zu spenden, Hilfe zu schaffen.
In nachfolgendem Briefe vom 23. Dezember 1825 an den damaligen Diakonus Mag. Schumann (später Superintendent bis 1855) bitten sie um Verteilung von 20 Talern (die sie in einem Preußischen 20-Talerschein beifügen) „an hiesige arme, kranke und im Stillen leidende Personen“. Der im Briefe erwähnte Bergprediger Mag. Glöckner mag allerdings in hohem Alter gestanden haben, denn er hat schon im Jahre 1796 an der Stadtjubelfeier als Bergprediger teilgenommen, also ziemlich 30 Jahre vorher.
Der Brief lautet:
Hochehrwürdiger, Hochzuehrender Herr Diaconus!
Ew. Hochehrwürden ist bekannt, daß von Seiten unserer Handlung jährlich Th. 20 – ausgesetzt worden ist, um sie zur Weihnachtszeit durch einen der Herren Geistlichen – zuletzt durch Herrn Bergprediger M. Glöckner, den wir wegen seines hohen Alters nicht mehr damit beschwehren dürfen – an hiesige arme, kranke und im Stillen leidende Personen zu vertheilen. Sie haben die Güte gehabt, sich zu Annahme dieses lästigen Geschäfts geneigt finden zu lassen, wir sind daher so frei, Ihnen beikommend 20 Th., bestehend in 20 Th. 1. App. Preuß. Geld zu überreichen, mit der angelegentlichen Bitte, die Vertheilung der Absicht gemäß nach Ihrem eigenen Ermessen, mit Verschweigung unseres Nahmens zu besorgen und dabei die gewöhnlichen Bettler, die wöchentlich ihren Umgang halten, möglichst zu vermeiden.
Für die uns dadurch erzeigende Gefälligkeit halten wir uns Ihnen sehr verpflichtet und ersuchen Sie, das hier inliegende kleine Weihnachtsgeschenk als ein Zeichen unserer Erkenntlichkeit wohlwollend aufzunehmen. Mit der reinsten Hochachtung beharren wir Ew. Hochehrwürden
ganz ergebene Eisenstuck & Söhne.
Annaberg, den 23. Dezember 1825.
Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 4 – Sonntag, den 23. Januar 1927, S. 2