Das Schlettauer Brandunglück am 7. Oktober 1844.

Unser obenstehendes Bild veranschaulicht das Schadenfeuer, das am 7. Oktober 1844 im Grundstücke des Bäckermeisters und Landwirts Julius Wilhelm Maneck am Markt, Ortsl. Nr. 12, ausgebrochen war. Heute befindet sich das fragliche Grundstück neubebaut im Besitze der Erben des verstorbenen Fabrikbesitzers Arno Gerold.

Das Feuer scheint damals einen besonders schlimmen Charakter angenommen zu haben, denn nach der dem Bilde beigegebenen Inschrift hat die Einwohnerschaft zur Abwendung der vorhandenen Gefahr die Hilfe des Höchsten angerufen.

Die erste Gedenktafel mit dem eingezeichneten Bild trägt folgende Umrahmung:

„Das Feuer tobt, es wollte Nacht uns werden,
da sprach: steh‘ stille Feuer!
der Herr des Himmels und der Erden.“

Die zweite Gedenktafel bringt den Dank über die zuteil gewordene Erhörung zum Ausdruck und lautet:

Gott hat geholfen,
Gott hilft noch,
Gott wird weiter helfen.
Zur Erinnerung
an den 7. Oktober 1844.

Die beiden Gedenktafeln sind entworfen wie auch die Zeichnung des Bildes, von dem damaligen Mädchenlehrer und Organist A. Schmidtgen.

Die Freude über die im allgemeinen beseitigte Gefahr gestaltete sich zu einem förmlichen Dankfest, da das Schadenfeuer an einer sehr gefährlichen Stelle ausgebrochen war. Die Stadt hat z. Zt. ganz besondere Aufwendungen für die beteiligten Löschmannschaften usw. gemacht, denn sie verausgabte insgesamt gegen 64 Thlr. Enthalten waren darin die Ausgaben für Getränke, Brot, Butter, Oel, Lichter und Heu. In der Chronik lesen wir u. a.: „Rechnung über Essen und Trinken, wie auch Heu vor das Vieh, welches die Spritzenleute beim Feuer des Maneck’schen Gebäudes den 7. Oktober 1844 erhalten haben. Dabei wurden verabreicht: 147 Kannen Branntwein, 12 Kannen Kümmel, 3 Tonnen Bier, 47 Brode und 4 Pfund Butter.“

Bei den Löscharbeiten waren auch benachbarte Spritzenmannschaften vertreten, denn es finden sich Ausgaben vor, die von der Beförderung von Feuerlöschkübeln sprechen.

Nach der Chronik ist Schlettau bekanntlich mehrfach großen Feuerbrünsten ausgesetzt gewesen:

Im Jahre 1698, am 23. August, schlug der Blitz in den Stall neben dem Reutnerhause. Haus und Scheune brannten ab. Der Churfürstliche Oberforst- und Wildmeister von Carlowitz auf Rabenstein baute zu seiner Commodidät ein plaisierlich Haus an diese Stelle. Dieses Haus gehört jetzt Herrn Stadtrat Kurt Edelmann.

1700, am 15. März, nachts zwischen 9 bis 10 Uhr, verzehrte eine Feuersbrunst die ganze Stadt, außer Kirche, Rathaus und 26 Scheunen vor dem Elterleiner Thore. Es brannten ab die Pfarre, 60 Häuser und vor dem Elterleiner Thore 21 Scheunen. Es wurde überall für die Abgebrannten gesammelt.

1708, am 18. August, schlug der Blitz in den Kirchturm und die Pfarrwohnung und der Pfarrer wurde genötigt, nach Walthersdorf zu ziehen, wo er am 17. Februar 1709 starb. Eine Urkunde über dieses große Feuer sagt:

„Nachdem der allergerechteste Gott am 18. d. M. Augusti nachmittags gegen halb 3 Uhr hiesiges arme Bergstädtlein des Churfürstenthums Sachsen über den am 15. Martii Anne 1700 erlittenen Brandschaden abermahls mit einer grausamen Feuerbrunst heimgesucht, indem bey entstandenen Ungewitter, dasselbe durch den Donner und Blitzen angezündet worden, da dann das Feuer mit solcher Heftig- und Geschwindigkeit entsetzlich gewütet und getobet, daß keine Rettung weder gethan, noch sonst helfen können und also in einer halben bis dreiviertel Stunden das ganze Städtlein nebst Kirchen- und Glockenturm, Pfarre und Schulhauß samt darzu gehörigen Scheunen, Ställen, Rat- und Brauhauß, Hospital und zwei Thorhäußer und also in die Fünff- und Neunzig Bürger- und Wohn-Häußer bis aufs Königl. und Churfürstl. Sächs. Schloß und etliche kleine Häußlein eingeäschert, anbeneben die sämtlich arme Bürgerschaft in äußerste Armut gesetzt worden und um alle das Ihrige gekommen, sintemahlen nicht allein verschiedene Personen an Leib und an der Gesundheit Schaden gelitten, dergestalt, daß zwei Weibspersonen bereits das Leben eingebüsset, sondern auch alle durchgehendst von Ihren Kleidern, Betten, Wäsche, Hauß- und teils Wagen- und Ackergeräte, Vieh, Getreidig und andere Mobilien das wenigste, meistens aber gar nichts retten können, weilen zumahlen sie bey damahligen Heuwetter teils zu Felde, teils aber sonsten sich außerhalb befunden. Wenn denn solches so sehr große Unglück auch Vorzeigern dieses jetzo mit hart betroffen, alsogar, daß er gleichsam am Bettelstabe geraten müssen und dahero sich gemüssigt befindet, fromme christliche, mitleidige Herzen um ein Almosen anzulangen, als ergehet an Jedermännlich hierdurch unser respektive Dienst, gehorsam und gebührendes Bitten, es geruhen alle denen dieses wahrhaffte, pflichtmäßige gedruckte Attestat vorgezeiget wird, demselben vollen Glauben zu geben und aus christlicher compassion und Mitleiden Ihnen mit einer freywilligen Beysteuer und liebreichen Almosen an die Hand zu gehen; Solche Liebe und Guttheit wird der allmächtige Gott, als ein Vergüter alles an denen Armen erzeigten Guten, einem Jeden mit reichen Segen wiederumb gut thun und reichlich ersetzen; Gestalt denn auch der Percipient so thanen Almosens, es mit andächtigen Gebeth zu Gott vor die gutherzigen Geber zu verdienen, Zeitlebens unvergessen seyn wird, soll und will.

Signatum Schlettau, de Anno 1708.“

1733, am 3. Mai, brannten abermals 66 Häuser ab. Dabei verbrannte eine Weibsperson, Anna Rosine May, da sie, weil im Treudler’schen Hause die Treppe brannte, sich nicht mehr retten konnte.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 35 – Sonntag, den 29. August 1926, S. 1