Ein alter Buchholzer erzählt vom Buchholzer Brandunglück

angesichts unseres von Herrn Restaurateur Julius Mauersberger uns zur Verfügung gestellten Bildes, daß Buchholz damals vorwiegend noch aus Holzbauten bestanden habe.

Buchholz am 18. Mai 1852.

Der 18. Mai 1852 sei ein warmer sonniger Tag gewesen. Es habe auch verhältnismäßig Windstille geherrscht. Aber da eine Feuerwehr damals noch nicht organisiert gewesen und vor allem kein Wasserleitungsnetz nach dem heutigen System vorhanden gewesen war, sei der rote Hahn von einem Schindeldach auf das andere übergesprungen. Nur mit den großen Feuerhaken konnten die sonst hilflosen Bewohner die Fachwerkmauern niederreißen.

Unser alter Buchholzer besinnt sich noch ganz genau, daß im Hofe hinter dem Hause des Gottlieb Püschel, der neben dem Fleischerhandwerk noch Landwirtschaft betrieb, immer allerhand Holz und Stroh gelegen habe. Da das Haus am Berge stand, führte vom Hofe aus eine kleine Brücke direkt in den ersten Stock.

Zwei Kinder, die sich Kaffee kochen wollten, mußten wohl versehentlich ein Streichholz fortgeworfen haben, sodaß im Nu das ganze Haus in Flammen stand.

Neben dem Püschel- (also jetzigem Langer-) Eckhaus wohnte ein gewisser Simon und zwischen diesem Simon- und dem jetzigen Bäckermeister Sühnel-Haus soll ein kleiner Steig hinauf nach der Karlsbader Straße auf einen kleinen freien Platz – vor der Apotheke – dem Topfmarkt geführt haben. Es ist nicht gelungen, das Feuer an diesem Steg zu dämmen, sondern die Flammen griffen über den Weg und äscherten die ganze Marktseite bis zu dem jetzigen Carl Bergner-Haus ein und vernichteten weiter die Häuser beiderseits der Katharinenstraße bis zum sogenannten Salzschank, dem Hause des Salz-Müllers (heutiges Oehme-Haus). Der jetzige „Sächsische Hof“ hieß früher Schmiedels Gasthof und gehörte einem Wirt, der aus Crottendorf stammte. Das Feuer griff bis zu diesem Gasthof über und vernichtete auch einen Teil der Karlsbader Straße und Marktstraße.

Unser Bild läßt den Verlauf des Feuers auch ganz genau so erkennen. An der Marktstraße blieb nur das Rathaus stehen. Das ehemalige Schlosser Leibelt-Haus und ein daneben stehendes großes dreistöckiges Holzhaus (jetzt Fa. Fritz Langer & Co.) brannten mit nieder, während vom ehemaligen Fleischer Melzer, später Hollstein-Haus (dem früheren Geschäftshaus unserer Obererzgebirgischen Zeitung) ab die Häuser stehen blieben.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 17 – Sonntag, den 25. April 1926, S. 2