Das König-Albert-Heim in Gelenau als Schulungslager des Deutschen Sängerbundes.

Lichtbild: Gerhard Jacob, Gröditz – Text und Inhalt: Arthur Richter, Gröditz

Wenn in den vergangenen Monaten unzählige Chorleiter und Vereinsführer aus den einzelnen Kreisen im Gau XX Sachsen, des Deutschen Sängerbundes, nach dem König-Albert-Heim in Gelenau kamen, so deshalb, um sich im Kurzschulungslager in grundlegenden Ausführungen über den ungeheuren Wert musikalischer Volkstumsarbeit im neuen Deutschland unterrichten zu lassen. So wurden die Chorleiter und Vereinsführer eingehend mit dem geistigen Rüstzeug versehen, welches erforderlich ist, um nunmehr auch in den kleinsten Vereinen den Kulturbestrebungen des Deutschen Sängerbundes im nationalsozialistischen Deutschland gerecht zu werden.

Daß die bei dieser Gelegenheit geleistete Arbeit eine sehr umfangreiche und vielgestaltige ist, mag schon aus den verschiedensten Schulungsvorträgen hervorgehen. Es wurde unterrichtet über nationalsozialistische Grundlegung, Chorliteratur und Chorpraxis, Verwaltungsarbeit in den Vereinen, Grundsätze der Programmgestaltung und vieles andere mehr.

Von der Seite der äußeren Organisation sowohl als auch der inneren Ausgestaltung her war alles getan worden, um das Schulungslager zu einem vollen Erfolg und vor allem zu einem wahrhaft großen Erlebnis für jeden Sänger werden zu lassen. Der Erfolg wie auch das Erlebnis wurde so gewaltig, daß die Wirkung auf das musikalische Leben der einzelnen Bundesvereine nicht ausbleiben kann und jeder Verein ein Hort echter und rechter Volksgemeinschaft, eine Pflegstätte deutschen Sanges sein wird; jederzeit bereit, sich für Führer, Volk und Vaterland einzusetzen.

Ein alter Strumpfwirker erzählt aus seinem Leben

Allein, die Erfolge lagen nicht nur auf diesem Gebiete. Gleichzeitig wurde damit ein wertvolles Stück Heimatarbeit geleistet. Interessiert nahmen die Sänger jede sich bietende Gelegenheit wahr, um zu den Einwohnern des Ortes selbst in engere Beziehung zu treten und so Land und Leute näher kennen zu lernen. Was nahm es Wunder, wenn man sich dabei an einen der wahrscheinlich ältesten Einwohner des Ortes wendete, um sich aus der Vergangenheit des Ortes Gelenau, von seiner Einwohnerzahl und dem Leben und Treiben der Erzgebirgler, von der industriellen Entwicklung des Ortes berichten ließ. Das Lichtbild gibt Kunde davon, wie ein alter, ehrwürdiger Erzgebirgler, ein Kind der Heimat, davon erzählt, wie die Strumpfindustrie ihren Anfang und ihren Aufschwung in der Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein nahm. Er führte in seiner Erzählung in die Zeit zurück, als man noch die Fertigwaren mit dem sogenannten Schiebbock bis nach Chemnitz brachte, und wie das nun heute in der Zeit der Technik und des modernen Verkehrs alles so leicht und einfach sei. Sichtlich erfreut berichtet er davon, daß nunmehr auch der Beschäftigungsgrad wieder ein besserer geworden sei, als dies noch vor Jahren der Fall war.

So wurde den Sängern ein lebenswahres Bild von dem Ort Gelenau und seinen arbeitsamen und strebsamen Einwohnern vermittelt.

Möge der Ort auch in Zukunft den Weg einer befriedigenden Aufwärtsentwicklung gehen und auch dem alten Herrn Strumpfwirker, welchem wir die Auskunft verdanken, noch ein recht sonniger und friedlicher Lebensabend nach vollbrachtem Werk beschieden sein!

So lernten wir nicht nur unsere Sängerpflichten, sondern auch den Ort Gelenau im Erzgebirge kennen.

Gröditz, den 21. November 1936.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 1 – Sonntag, den 3. Januar 1937, S. 8.